Ganz plötzlich geht er.
Mitten aus dem Leben. Voller Pläne und Vorhaben. Vor einem Jahr hat er noch
geheiratet, war glücklich. Und eben, vor einigen Tagen, haben wir noch
miteinander gegessen, erzählt und uns verabschiedet, „bis ganz bald“ gesagt.
Das „bis ganz bald“ gab es nicht mehr. Eine plötzliche Krankheit hat ihn
innerhalb von einer Woche aus dem Leben gerissen. Und uns alle auf dem Friedhof
versammelt.
Trost fiel schwer, nach vorne
zu schauen, ganz in der Ferne. Liebevoll erklärte der Pfarrer den kleinen
Enkelkindern, was es mit einem Urnengrab auf sich hat. Dass es so ähnlich ist
wie mit den abgeschnittenen Haaren beim Frisör. Wir brauchen sie nicht mehr,
genau wie der Verstorbene jetzt seinen Körper nicht mehr braucht und er dennoch
weiterlebt, bei Gott. Die Kinder setzen sich vor das Grab, nehmen ein
Blütenblatt nach dem anderen aus einem Körbchen und legen sie sorgsam ins Grab.
Auch als die Beerdigung schon
vorbei ist: die Kinder machen weiter, unbeirrbar. Das Grab ist am Ende ganz mit
Blüten bedeckt. Ja, denke ich, es wird weitergehen. Für den, der geht. Aber
auch für die, die bleiben. Ein Blütenblatt nach dem anderen, aber unbeirrbar
und dann wieder lebendig.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
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