Babyboomer

Kirche in WDR2 | 23.03.2023 | 00:00 Uhr

Auf

meinem Handy ploppt eine Nachricht auf. Ich bekomme ein Bild, zu sehen. Auf

einem Schlitten – klassisch hölzerner Machart – sitzt ein Mann mittleren

Alters. Ein ca. dreijähriges Kind, offenbar der Enkel, zieht den Schlitten

oder versucht es zumindest. Von hinten schiebt ein jüngerer Mann den Schlitten

an; wahrscheinlich der Vater.

Unter

dem Bild steht: „Fauler Boomer!“

Soll

lustig sein, finde ich aber gar nicht lustig.

Boomer

ist inzwischen zu einem Schimpfwort geworden. Auch ich bin ein Baby Boomer –

weil 1967 geboren. Anfangs hat mich die Bezeichnung Boomer nicht gestört. Denn

natürlich ist es richtig, dass wir viele sind.

Irgendwann

ist daraus aber so etwas wie ein „Kampfbegriff“ geworden. Dabei steht er nicht

so sehr für faul, sondern eher für „privilegiert und veränderungsunwillig“.

Neulich

hat mich ein Mitzwanziger versucht, zu trösten:

Jeder

könne doch selbst entscheiden, ob er Boomer sein wolle oder nicht: Wer

Veränderungen anstrebt, zulässt, unterstützt ist eben kein Boomer. Ok, danke,

lieb gemeint, denke ich, zeigt aber, dass ich mit der Bewertung „Kampfbegriff“

nicht ganz so verkehrt liege.

Ich

finde: Mit gegenseitigen Vorhaltungen: „Eure Generation hat´s verkackt“ oder „Lernt

ihr lieber mal innovative Berufe, statt euch auf der Straße festzukleben“, ist

es nicht getan.

Es

braucht den Zugang zu aktuellem Wissen ebenso, wie ein umfassendes

Erfahrungswissen, um in lösungsorientiertes Handeln zu kommen.

Auf

Innovation spezialisierte Unternehmen haben das schon länger erkannt. Sie

bilden ihre Teams aus Jungen und Alten – bringen neues Wissen und

Erfahrungswissen zusammen.

Natürlich

arbeiten auch diese Teams nicht fehlerfrei. Schließlich sind wir Menschen.

Daran zu erinnern klingt, vielleicht banal, setzt aber das eigene Leben in ein

anderes Licht. In der Bibel heißt es:

„Ein

Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld. Und

wenn der Wind darüber geht, so ist sie nicht mehr da“(Psalm 103,15). Und

weiter: „Die Gnade Gottes bleibt aber in Ewigkeit.“

Die

Erinnerung an die Begrenztheit menschlicher Einsicht und die Endlichkeit

menschlichen Lebens ist hilfreich: Für Baby Boomer und Nicht Boomer. Wir sind

alles aufeinander angewiesen und haben alle den Auftrag und uns um die

Welt zu kümmern und sie nicht zu zerstören. Für einige ist dieser Auftrag

christlich motiviert – für andere nicht. Aber wir alle sollten einander

respektvoll behandeln, damit wir nicht endgültig abkacken. Dann könnten die

Nicht-Boomer sich nämlich nicht mal mehr auf der Straße festkleben.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60634_WDR220230323Dahl.mp3

  • 23.3.2023
  • Knut Dahl-Ruddies
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