Auf
meinem Handy ploppt eine Nachricht auf. Ich bekomme ein Bild, zu sehen. Auf
einem Schlitten – klassisch hölzerner Machart – sitzt ein Mann mittleren
Alters. Ein ca. dreijähriges Kind, offenbar der Enkel, zieht den Schlitten
oder versucht es zumindest. Von hinten schiebt ein jüngerer Mann den Schlitten
an; wahrscheinlich der Vater.
Unter
dem Bild steht: „Fauler Boomer!“
Soll
lustig sein, finde ich aber gar nicht lustig.
Boomer
ist inzwischen zu einem Schimpfwort geworden. Auch ich bin ein Baby Boomer –
weil 1967 geboren. Anfangs hat mich die Bezeichnung Boomer nicht gestört. Denn
natürlich ist es richtig, dass wir viele sind.
Irgendwann
ist daraus aber so etwas wie ein „Kampfbegriff“ geworden. Dabei steht er nicht
so sehr für faul, sondern eher für „privilegiert und veränderungsunwillig“.
Neulich
hat mich ein Mitzwanziger versucht, zu trösten:
Jeder
könne doch selbst entscheiden, ob er Boomer sein wolle oder nicht: Wer
Veränderungen anstrebt, zulässt, unterstützt ist eben kein Boomer. Ok, danke,
lieb gemeint, denke ich, zeigt aber, dass ich mit der Bewertung „Kampfbegriff“
nicht ganz so verkehrt liege.
Ich
finde: Mit gegenseitigen Vorhaltungen: „Eure Generation hat´s verkackt“ oder „Lernt
ihr lieber mal innovative Berufe, statt euch auf der Straße festzukleben“, ist
es nicht getan.
Es
braucht den Zugang zu aktuellem Wissen ebenso, wie ein umfassendes
Erfahrungswissen, um in lösungsorientiertes Handeln zu kommen.
Auf
Innovation spezialisierte Unternehmen haben das schon länger erkannt. Sie
bilden ihre Teams aus Jungen und Alten – bringen neues Wissen und
Erfahrungswissen zusammen.
Natürlich
arbeiten auch diese Teams nicht fehlerfrei. Schließlich sind wir Menschen.
Daran zu erinnern klingt, vielleicht banal, setzt aber das eigene Leben in ein
anderes Licht. In der Bibel heißt es:
„Ein
Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld. Und
wenn der Wind darüber geht, so ist sie nicht mehr da“(Psalm 103,15). Und
weiter: „Die Gnade Gottes bleibt aber in Ewigkeit.“
Die
Erinnerung an die Begrenztheit menschlicher Einsicht und die Endlichkeit
menschlichen Lebens ist hilfreich: Für Baby Boomer und Nicht Boomer. Wir sind
alles aufeinander angewiesen und haben alle den Auftrag und uns um die
Welt zu kümmern und sie nicht zu zerstören. Für einige ist dieser Auftrag
christlich motiviert – für andere nicht. Aber wir alle sollten einander
respektvoll behandeln, damit wir nicht endgültig abkacken. Dann könnten die
Nicht-Boomer sich nämlich nicht mal mehr auf der Straße festkleben.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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