Guten
Morgen.
Hochzeit
in Tansania. Mehr oder weniger alle sind eingeladen. Die große Familie, die
Nachbarn im weiten Umkreis, alte und neue Freundinnen und Freunde des
Brautpaares und ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen. Sogar die
Bürogemeinschaft der Mutter und der gesammelte Chor des Vaters sind dabei, und
die kirchlichen Würdenträger und der Bürgermeister auch – 500 Gäste!
Wir erleben ein rauschendes Fest. Die Zelte
sind festlich geschmückt. Die Kleidung jeder eingeladenen Gruppe ist
aufeinander abgestimmt und handgenäht. Friseurinnen haben Wunderwerke
vollbracht. Es gibt Essen und Trinken in Fülle. Die Hochzeitstorte ist
gigantisch. In einer langen Reihe stoßen wir alle nacheinander mit dem
Brautpaar an. Tänzer führen traditionelle Tänze auf. Geschenke werden feierlich
überbracht. Eine Kuh ist dabei und eine Haushälfte. Das Brautpaar verspricht
für die Eltern zu sorgen und überreicht jedem Elternpaar symbolisch eine Torte.
Am Ende sind alle auf der Tanzfläche, auch die Alten. Es ist ein Fest der
ganzen Gemeinschaft.
Als
Jesus mit 30 Jahren an die Öffentlichkeit tritt – so erzählt der Evangelist
Johannes – besucht er nicht etwa zuerst ein Armenhaus oder in ein Kinderheim.
Er geht zuerst auf eine Hochzeit!
Erste Besuche von Amtsträgerinnen und Amtsträgern in Politik und Kirche sind
programmatisch. Jesu Vorläufer ging zuerst in die Wüste: Er predigte Buße und
Umkehr: „So geht es nicht weiter!“
Aber
Jesus marschiert gleich durch – zu einer Hochzeit. Er isst und trinkt und lacht
und tanzt und feiert die Gemeinschaft.
Sein
erstes Zeichen ist Programm: Unser Leben soll ein Fest sein!
Ich
glaube Jesus. Ich glaube an sein Programm, das Fest.
Ich glaube an den Tisch, der sich unter dem leckeren Essen biegt. Jeder Platz
ist besetzt, und trotzdem ist wunderbarerweise immer ein Stuhl frei für eine,
die nachkommt.
Ich
glaube an den Wein, der im Glas gluckert vor Freude, und alles Bittere mit sich
herunterspült.
Ich
glaube an die Polonaise, die lang und länger wird, weil die ganze Welt sich
anschließt und immer eine da ist, die die Hand ausstreckt: „Komm mit!“
Ich
glaube, das alles wird kommen, endgültig, für alle. Und manchmal blitzt es ja
auch schon mitten am Tag auf. Manchmal feiern wir ja Hochzeit!
Aber immer
wieder stürzt das Fest ab. Damals, als Jesus auf der Hochzeit ist, ist
plötzlich der Wein alle. Ausgerechnet das Getränk der Freude. Es ist,
als ob jemand mitten im Tanz den Stecker zieht. Und das auf dem ersten
programmatischen Besuch Jesu. Nicht nur für das Brautpaar ist es eine
Katastrophe. Auch für Jesus steht viel auf dem Spiel: Unser Leben – ein Fest?
Jesus, guck Dich doch mal um!
Dann
aber verwandelt Jesus – etwas widerwillig, aber letztlich doch – 600 Liter
Wasser in köstlichsten Wein, und das Fest geht weiter.
Und
deswegen glaube ich auch das: Wenn unsere Krüge leer sind und der Wein alle,
wenn die Musik wieder stockt oder in Trauermärsche verfällt vor den Trümmern
zerschossener Häuser und den Trümmern menschlichen Lebens, dann lässt sich Gott
anrühren. Er verwandelt Wasser in Wein, Steine in Brot, Klage in Reigen, mich.
Ich weiß nicht wie. Aber ich verlasse mich darauf: Das Fest ist nur
unterbrochen.
Quellen: Die Bibel, Luther 2017, Johannes 2,1-12 „Hochzeit zu
Kana“.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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