Guten Morgen.
Anfang des vergangenen Jahres, kurz vor dem Krieg in der
Ukraine, sehe ich Fernseh-Bilder vom Gedenken an den 2. Weltkrieg. Ein Chor
junger Männer in schwarzer Kleidung steht in einer Kirche im Halbkreis. Mit
einer roten Rose in der Hand singen sie: „Sag´ mir, wo die Blumen sind, wo sind
sie geblieben.“, das Antikriegslied von 1955.
Sie sollen niemals in den Krieg ziehen müssen, geht mir
durch Kopf und Herz. Und ich weine.
Viele Kriegsbilder gehen mir dabei
durch den Kopf – fast 40 Kriege waren es damals weltweit. (1)
Und dann kurze Zeit später der Krieg in der Ukraine.
Männer, Frauen, Kinder – in einem weiteren Krieg
verheizt, verstümmelt, zerstört.
Und wie bitter ist es – nicht zu wissen, was jetzt
richtig ist. Waffen braucht, wer vom Feind nicht einfach überwältigt werden
will. Waffen bringen aber Tod, und sie allein schaffen keinen dauerhaften
Frieden. Was für ein Dilemma. Wie die Verfeindeten ins Gespräch bringen? Wie
überhaupt ein Gespräch ermöglichen. Vertrauen schaffen. Wie das Böse – auch in
mir selbst – überwinden.
So viele Menschen in Partnerschaften und Initiativen, die
sich das zur Lebensaufgabe gemacht haben. Vertrauen und Freundschaft stiften
zwischen den Völkern. Gerade erst – am 22. Januar – war das Jubiläum des Élysée-Vertrags, des „Vertrags über die deutsch-französische
Zusammenarbeit“ von 1963. Aus Franzosen und Deutschen, aus ehemaligen Feinden,
sollten Freunde werden.
Keine
Selbstverständlichkeit nur 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Vertrag war „der
Grundstein für die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Und damit
auch für einen dauerhaften Frieden in Europa.“ (2) Durch regelmäßige Treffen
von Regierungsvertretern, Sprachunterricht, Schüleraustausch und vielem anderen
sollten die Menschen der beiden Nationen die Möglichkeit haben, einander zu
verstehen.
Frieden stiften
ist eine Aufgabe, die nie endet. Immer wieder ist der Friede bedroht. Und immer
wieder macht Krieg uns zu Schuldigen – durch Tun und durch Lassen.
In den Fußstapfen
Jesu Christi gibt es nur eins: Immer wieder Gottes Auftrag zu folgen: Schafft
Frieden. Freundschaft. Vertrauen. In der ökumenischen, christlichen
Gemeinschaft von Taizé kommen immer wieder Jugendliche aus Europa und der
ganzen Welt zum Beten und Feiern und zum Austausch zusammen. Hier haben sich
bis kurz vor dem Krieg russische und ukrainische Jugendliche getroffen. Sie
lernen sich kennen, tauschen sich aus, Freundschaften entstehen. Feindbilder
können abgebaut werden. Ein Beispiel von vielen.
Sag´ mir wo die
Blumen sind. Sie sind da. Die Blumen des Friedens können wir immer wieder neu
säen und pflegen. Die Evangelische Kirche in Deutschland, kurz EKD, hat deshalb
die Initiative #hoffnungsäen (3) ausgerufen. Tütchen mit Samen für blaue Korn-
und gelbe Sonnenblumen können bei der EKD kostenfrei als Set bestellt werden.
Die Blumen in den
Farben der Ukraine sollen zeigen: Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass dieses
Land Zukunft in Freiheit und Frieden hat. Außerdem bittet die EKD um Spenden an
eine deutsch-schweizerische Hilfsorganisation, die schon seit 2014 vor Ort in
der Ukraine pflegerische und humanitäre Hilfe organisiert, die Menschen
evakuiert.
Freundschaft und
Vertrauen schaffen Frieden. Sie entfalten wie die Blumen eine große Kraft. Um
die Bereitschaft dazu und die Einsicht bitte ich dich, Gott. Für uns alle.
Friede sei mit
Ihnen. Ihre Petra Schulze.
Quellen:
(1) https://www.bpb.de/themen/kriege-konflikte/dossier-kriege-konflikte/54569/gewaltsame-konflikte-und-kriege-aktuelle-situation-und-trends/
(zuletzt abgerufen 27.02.2023)
„Nach dem Global Peace Index ist 2021 ist das Durchschnittsniveau der
globalen Friedlichkeit um 0,07 % gesunken. Das war die neunte Verschlechterung
in den letzten dreizehn Jahren. Auch das globale Konfliktbarometer des
Heidelberger Instituts für internationale Konfliktforschung (HIIK) weist mit 40
begrenzten und vollentfalteten Kriegen eine anhaltend hohe Zahl gewaltsamer
Konflikte aus.“
(2) https://www.lpb-bw.de/elysee-vertrag#c97204 (zuletzt abgerufen am 27.01.2023)
(3 https://www.ekd.de/mitmach-aktion-hoffnung-saeen-76995.htm (zuletzt abgerufen am
27.01.2023)
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60337_WDR3520230211Schulze.mp3