Friedensblumen

Kirche in WDR3 | 11.02.2023 | 00:00 Uhr

Guten Morgen.

Anfang des vergangenen Jahres, kurz vor dem Krieg in der

Ukraine, sehe ich Fernseh-Bilder vom Gedenken an den 2. Weltkrieg. Ein Chor

junger Männer in schwarzer Kleidung steht in einer Kirche im Halbkreis. Mit

einer roten Rose in der Hand singen sie: „Sag´ mir, wo die Blumen sind, wo sind

sie geblieben.“, das Antikriegslied von 1955.

Sie sollen niemals in den Krieg ziehen müssen, geht mir

durch Kopf und Herz. Und ich weine.

Viele Kriegsbilder gehen mir dabei

durch den Kopf – fast 40 Kriege waren es damals weltweit. (1)

Und dann kurze Zeit später der Krieg in der Ukraine.

Männer, Frauen, Kinder – in einem weiteren Krieg

verheizt, verstümmelt, zerstört.

Und wie bitter ist es – nicht zu wissen, was jetzt

richtig ist. Waffen braucht, wer vom Feind nicht einfach überwältigt werden

will. Waffen bringen aber Tod, und sie allein schaffen keinen dauerhaften

Frieden. Was für ein Dilemma. Wie die Verfeindeten ins Gespräch bringen? Wie

überhaupt ein Gespräch ermöglichen. Vertrauen schaffen. Wie das Böse – auch in

mir selbst – überwinden.

So viele Menschen in Partnerschaften und Initiativen, die

sich das zur Lebensaufgabe gemacht haben. Vertrauen und Freundschaft stiften

zwischen den Völkern. Gerade erst – am 22. Januar – war das Jubiläum des Élysée-Vertrags, des „Vertrags über die deutsch-französische

Zusammenarbeit“ von 1963. Aus Franzosen und Deutschen, aus ehemaligen Feinden,

sollten Freunde werden.

Keine

Selbstverständlichkeit nur 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Der Vertrag war „der

Grundstein für die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Und damit

auch für einen dauerhaften Frieden in Europa.“ (2) Durch regelmäßige Treffen

von Regierungsvertretern, Sprachunterricht, Schüleraustausch und vielem anderen

sollten die Menschen der beiden Nationen die Möglichkeit haben, einander zu

verstehen.

Frieden stiften

ist eine Aufgabe, die nie endet. Immer wieder ist der Friede bedroht. Und immer

wieder macht Krieg uns zu Schuldigen – durch Tun und durch Lassen.

In den Fußstapfen

Jesu Christi gibt es nur eins: Immer wieder Gottes Auftrag zu folgen: Schafft

Frieden. Freundschaft. Vertrauen. In der ökumenischen, christlichen

Gemeinschaft von Taizé kommen immer wieder Jugendliche aus Europa und der

ganzen Welt zum Beten und Feiern und zum Austausch zusammen. Hier haben sich

bis kurz vor dem Krieg russische und ukrainische Jugendliche getroffen. Sie

lernen sich kennen, tauschen sich aus, Freundschaften entstehen. Feindbilder

können abgebaut werden. Ein Beispiel von vielen.

Sag´ mir wo die

Blumen sind. Sie sind da. Die Blumen des Friedens können wir immer wieder neu

säen und pflegen. Die Evangelische Kirche in Deutschland, kurz EKD, hat deshalb

die Initiative #hoffnungsäen (3) ausgerufen. Tütchen mit Samen für blaue Korn-

und gelbe Sonnenblumen können bei der EKD kostenfrei als Set bestellt werden.

Die Blumen in den

Farben der Ukraine sollen zeigen: Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass dieses

Land Zukunft in Freiheit und Frieden hat. Außerdem bittet die EKD um Spenden an

eine deutsch-schweizerische Hilfsorganisation, die schon seit 2014 vor Ort in

der Ukraine pflegerische und humanitäre Hilfe organisiert, die Menschen

evakuiert.

Freundschaft und

Vertrauen schaffen Frieden. Sie entfalten wie die Blumen eine große Kraft. Um

die Bereitschaft dazu und die Einsicht bitte ich dich, Gott. Für uns alle.

Friede sei mit

Ihnen. Ihre Petra Schulze.

Quellen:

(1) https://www.bpb.de/themen/kriege-konflikte/dossier-kriege-konflikte/54569/gewaltsame-konflikte-und-kriege-aktuelle-situation-und-trends/

(zuletzt abgerufen 27.02.2023)

„Nach dem Global Peace Index ist 2021 ist das Durchschnittsniveau der

globalen Friedlichkeit um 0,07 % gesunken. Das war die neunte Verschlechterung

in den letzten dreizehn Jahren. Auch das globale Konfliktbarometer des

Heidelberger Instituts für internationale Konfliktforschung (HIIK) weist mit 40

begrenzten und vollentfalteten Kriegen eine anhaltend hohe Zahl gewaltsamer

Konflikte aus.“

(2) https://www.lpb-bw.de/elysee-vertrag#c97204 (zuletzt abgerufen am 27.01.2023)

(3 https://www.ekd.de/mitmach-aktion-hoffnung-saeen-76995.htm (zuletzt abgerufen am

27.01.2023)

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60337_WDR3520230211Schulze.mp3

  • 11.2.2023
  • Petra Schulze
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