9-Euro-Ticket

Sonntagskirche | 04.09.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen.

Nun ist er vorbei, der große Test. Für

die einen war es eine Möglichkeit, die sie sonst nie hatten. Für viele war’s

ein Stresstest. Für manche auch ein schlechter Witz. Das 9-Euro-Ticket.

Sommer-Spezial 2022 mit der Deutschen Bahn. Und ich war dabei. Yeah.

Für unseren Verkehrsminister war das

9-Euro-Ticket ja schon zur Halbzeit im Juli ein, Zitat, „Riesenerfolg“. Nach

meinen eher mäßigen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn war ich da skeptisch,

dachte mir aber – wie wahrscheinlich viele: 9 Euro – da kannste nicht viel

falsch machen. Ich wohne im Ruhrgebiet, meine Stadt verfügt sogar über zwei

Bahnhöfe, sollte passen.

Also: Los geht’s. Freies Wochenende.

Ich bin zuversichtlich. Und ich hab ja auch Zeit. Und die braucht man, das weiß

ich von so mancher Zugfahrt mit diversen Pannen. Aber: Wenn es die Punker bis

Sylt schaffen, dann schaffe ich es auch von Marl bis Norddeich – soweit mein

Plan.

Ich öffne die Navigator-App, tippe die

Verbindung ein, freue mich über die Technik, die mir gleich die Preise mit

anzeigt. Die Strecke für 9 Euro ist dabei, juhu.

Aber mindestens zwei Umstiege. Unsanft

meldet sich mein Deutsche-Bahn-Umstiegs-Trauma. Seit ich vor einigen Jahren von

Kiel mit dem Zug nach Hause ins Ruhrgebiet gefahren bin, hasse ich Umstiege.

Wenn man auch beim dritten Umstieg Verspätung hat und nur noch die Rücklichter

von dem Zug sieht, den man erwischen muss und dann im Dunkeln kurz vor

Mitternacht heulend am Bahnhof steht – statt, wie nach Plan, bereits seit acht

Uhr zu Hause zu sein – dann hasst man Umstiege einfach. Aber: Ich hab` ja Zeit.

Und es kostet nur neun Euro. Fahrrad und Hund lasse ich zu Hause, weil nicht

erlaubt oder zu kompliziert. Schade, denn der Hundesitter kostet natürlich

extra. Aber ich lasse mir die Stimmung nicht vermiesen. Ich hab` mir geschworen:

Die Bahn kriegt von mir noch eine Chance. Und ich will später sagen können: Ich

war dabei, damals, im Bahn-Sommer 2022. Wo es doch nur neun Euro kostet. Und

ich ja Zeit habe. Ich will das heute genießen. Punkt.

Und das tue ich auch. Beginnend beim

ersten Kaffee am Bahnhof, als der zweite Zug natürlich zu langsam ist, um den

dritten noch pünktlich zu erreichen. Macht nichts. Ich hab´ ja Zeit. Kleiner

Kaffee, schwarz, ohne alles: 3,50 Euro. Aber: Gute Nachrichten. Der Rest meiner Reise verläuft

tatsächlich reibungslos. Kaum zu glauben. Und sehr zu meiner Freude. Die Bahn

hat sich meine Chance verdient.

Was hat das Ganze jetzt mit Gott zu

tun? Nun: Eigentlich nix. Aber zwei Dinge kann ich Ihnen sagen. Erstens: Wer

schon mal schlechte Erfahrungen oder gar überhaupt keine mit Kirche gemacht hat

– trauen Sie sich. Geben Sie uns noch eine Chance. Dann können auch Sie sagen:

Ich war zumindest dabei. Den Fahrplan Ihrer Gemeinde vor Ort finden Sie sicher

im Internet. Kein Ticket nötig!

Und: Ich habe auch noch einen Vers zur

Entspannung für alle Bahn-Reisenden mit Verspätung. In der Bibel steht: „Alles

hat seine Zeit. Gott hat alles so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit.

Und auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.“ (Prediger 3,1.11, frei nach

Luther 1984)

Einen entspannten Sonntag wünsche ich

Ihnen!

Quellen:

Zitat des

Verkehrsministers Volker Wissing zum 9-Euro-Ticket: https://www.tagesschau.de/inland/nachfolgemodell-neun-euro-ticket-101.html (zuletzt abgerufen am 15.08.22)

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59101_SK20220904Kirschkowski.mp3

  • 4.9.2022
  • Daniela Kirschkowski
  • © CCO Pixabay
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