Guten Morgen.
Nun ist er vorbei, der große Test. Für
die einen war es eine Möglichkeit, die sie sonst nie hatten. Für viele war’s
ein Stresstest. Für manche auch ein schlechter Witz. Das 9-Euro-Ticket.
Sommer-Spezial 2022 mit der Deutschen Bahn. Und ich war dabei. Yeah.
Für unseren Verkehrsminister war das
9-Euro-Ticket ja schon zur Halbzeit im Juli ein, Zitat, „Riesenerfolg“. Nach
meinen eher mäßigen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn war ich da skeptisch,
dachte mir aber – wie wahrscheinlich viele: 9 Euro – da kannste nicht viel
falsch machen. Ich wohne im Ruhrgebiet, meine Stadt verfügt sogar über zwei
Bahnhöfe, sollte passen.
Also: Los geht’s. Freies Wochenende.
Ich bin zuversichtlich. Und ich hab ja auch Zeit. Und die braucht man, das weiß
ich von so mancher Zugfahrt mit diversen Pannen. Aber: Wenn es die Punker bis
Sylt schaffen, dann schaffe ich es auch von Marl bis Norddeich – soweit mein
Plan.
Ich öffne die Navigator-App, tippe die
Verbindung ein, freue mich über die Technik, die mir gleich die Preise mit
anzeigt. Die Strecke für 9 Euro ist dabei, juhu.
Aber mindestens zwei Umstiege. Unsanft
meldet sich mein Deutsche-Bahn-Umstiegs-Trauma. Seit ich vor einigen Jahren von
Kiel mit dem Zug nach Hause ins Ruhrgebiet gefahren bin, hasse ich Umstiege.
Wenn man auch beim dritten Umstieg Verspätung hat und nur noch die Rücklichter
von dem Zug sieht, den man erwischen muss und dann im Dunkeln kurz vor
Mitternacht heulend am Bahnhof steht – statt, wie nach Plan, bereits seit acht
Uhr zu Hause zu sein – dann hasst man Umstiege einfach. Aber: Ich hab` ja Zeit.
Und es kostet nur neun Euro. Fahrrad und Hund lasse ich zu Hause, weil nicht
erlaubt oder zu kompliziert. Schade, denn der Hundesitter kostet natürlich
extra. Aber ich lasse mir die Stimmung nicht vermiesen. Ich hab` mir geschworen:
Die Bahn kriegt von mir noch eine Chance. Und ich will später sagen können: Ich
war dabei, damals, im Bahn-Sommer 2022. Wo es doch nur neun Euro kostet. Und
ich ja Zeit habe. Ich will das heute genießen. Punkt.
Und das tue ich auch. Beginnend beim
ersten Kaffee am Bahnhof, als der zweite Zug natürlich zu langsam ist, um den
dritten noch pünktlich zu erreichen. Macht nichts. Ich hab´ ja Zeit. Kleiner
Kaffee, schwarz, ohne alles: 3,50 Euro. Aber: Gute Nachrichten. Der Rest meiner Reise verläuft
tatsächlich reibungslos. Kaum zu glauben. Und sehr zu meiner Freude. Die Bahn
hat sich meine Chance verdient.
Was hat das Ganze jetzt mit Gott zu
tun? Nun: Eigentlich nix. Aber zwei Dinge kann ich Ihnen sagen. Erstens: Wer
schon mal schlechte Erfahrungen oder gar überhaupt keine mit Kirche gemacht hat
– trauen Sie sich. Geben Sie uns noch eine Chance. Dann können auch Sie sagen:
Ich war zumindest dabei. Den Fahrplan Ihrer Gemeinde vor Ort finden Sie sicher
im Internet. Kein Ticket nötig!
Und: Ich habe auch noch einen Vers zur
Entspannung für alle Bahn-Reisenden mit Verspätung. In der Bibel steht: „Alles
hat seine Zeit. Gott hat alles so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit.
Und auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.“ (Prediger 3,1.11, frei nach
Luther 1984)
Einen entspannten Sonntag wünsche ich
Ihnen!
Quellen:
Zitat des
Verkehrsministers Volker Wissing zum 9-Euro-Ticket: https://www.tagesschau.de/inland/nachfolgemodell-neun-euro-ticket-101.html (zuletzt abgerufen am 15.08.22)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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