Ansprechbar

Kirche in 1Live | 20.04.2022 | 00:00 Uhr

Der

Bus aus Mariupol in der Ukraine ist früher als erwartet in Wuppertal eingetroffen.

Holger nimmt die Kinder, Frauen und Männer, die übernächtigt aus dem Bus

steigen, in Empfang. Er und weitere Helferinnen und Helfer sind in der

Unterkunft für die Geflüchteten, einer Turnhalle, ansprechbar. Viele haben allerdings

anderes zu tun als zu reden, weil sie aus Hochbetten und Bettlaken kleine

Refugien bauen, die wenigstens ein bisschen Privatsphäre ermöglichen.

"Beten

Sie für meinen Sohn", sagt ein älterer Mann, der mit seinem Enkel da ist.

Der Sohn ist in der Ukraine geblieben und kämpft. Ein alter Mann will Holgers

Auto kaufen, damit er wieder nach Hause fahren kann. Und dann sind da noch die

Leute, die vor der Unterkunft vorbeilaufen und sich darüber aufregen, dass

"die aus der Ukraine" lachen und rauchen und shoppen gehen.

Ein

paar Kinder, die laut lachen und Fußball spielen. Und ein paar, die am Tablet

Homeschooling machen. Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die die Sorge um die

eigene Familie beiseiteschieben, um ganz für die Menschen hier da zu sein.

Mitarbeitende der Diakonie, die im größten Chaos immer noch wissen, welches

jetzt der nächste Schritt ist. Eine alte Frau, die allen, die vom Team

reinkommen, Kusshände zuwirft und sie glucksend segnet. Und dann ist da noch ein

junger Mann, der Security macht und sagt: "2015 hab ich auch in so einer

Halle geschlafen". In den ruhigen Phasen schreibt er jetzt an seiner Bachelorarbeit

weiter.

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 20.4.2022
  • Holger Pyka
  • © epd bild/Klaus Honigschnabel
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