Als Gott nach sechs Tagen die Welt erschaffen hatte, staunte er
über sich selbst. Alles schien gut gelungen! Sehr gut sogar.
Jedenfalls war das sein Fazit nach der ganzen Maloche. Er
genehmigte sich daraufhin einen siebten Tag, um auszuruhen. Diese Idee von
einem freien Tag gefiel ihm so gut, dass er ihn segnete und für heilig
erklärte.
Zu seiner Zeit schien das Verhältnis von kreativem Schaffen und
Staunen, von Arbeiten und Ausruhen noch stimmig zu sein. Ganz ohne
Gewerkschaft. Heute leben wir in anderen Zeiten. Wer
kann schon nach der Arbeit staunen und gut finden, was er tagsüber fabriziert
hat? Ich bin abends eher kaputt. Und wenn ich sonntags am Rechner sitze, ist
nichts mehr übrig von einem „gesegneten“ oder irgendwie „heiligen“ Tag.
Vor vielen Jahren hörte ich ein Kind sagen:
„Gott ist der Schöpfer. Wir sind die Erschöpften!“ Großartig! Die
Kinderweisheit bringt es auf den Punkt: Wir sind aber nicht erschaffen worden,
um erschöpft zu sein. Bestenfalls sind wir erschaffen worden, um selbst kreativ
zu werden: bei unserer Arbeit, in unseren Beziehungen, im Umgang mit dem, was
uns anvertraut ist oder mit uns selbst. Irgendwie klappt das alles nicht so
richtig. Erschöpft zu sein, ist heute kein Ausnahmezustand, sondern eine Existenzform.
Jedenfalls erlebe ich viele in meinem Bekanntenkreis durchgängig fertig und
kaputt. Und mir geht´s oft ähnlich.
Den Gewerkschaften haben wir die 5-Tage-Woche zu verdanken. Ganz
ohne den Schöpfer. Wobei – der hätte vielleicht auch an zwei freien Tagen Spaß
gehabt. Wir aber erleben eher Stress als Spaß. Wer hat eigentlich etwas von
dieser Entwicklung? Arbeitgeber haben sicher nichts gegen eine hohe
Leistungsbereitschaft und Selbstausbeutung. In vielen Berufen ist der Druck
bekanntlich enorm. Manchmal mag der Stress auch der Karriere oder dem eigenen
Ego dienen. Der Familie, dem Freundeskreis, der Freude am Leben, der eigenen
Kreativität nutzt es sicher nicht.
Am Ende der Woche bzw. zu Anfang des neuen Jahres meine kreative
Idee: Wir versuchen es mal wie Gott! Der staunte über sich selbst, freute sich
über sein Tun und genehmigte sich: Zeit. Wenn wir „Erschöpften“ das auch so
hinkriegen, werden wir vielleicht erkennen, dass noch ganz andere Dinge in
unserem Alltag wertvoll sind.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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