15 Jahre ist meine kleine Hündin,
sagt ihr polnischer Pass;
seit sieben Jahren teilen wir
Leid, Leben und jeden Spaß.
So langsam wird sie grau und ich
denke – wie lange noch?
Und: Kommt Perla in den Himmel?
Noch ist sie nicht tot,
aber sie hat ein Problem:
Und zwar mich.
Ich habe die Schlüssel zur
Leckerlidose.
Weil: Perla schlingt alles in
ihren Bauch,
als gäbe es kein Morgen.
Ein Zeitgefühl hat sie nicht.
Der Vorteil:
Perla macht sich keine Sorgen
– von wegen Alter und so.
Sie genießt jeden Moment. Kennt
gleichermaßen Mut und Wut
und flippt begeistert aus.
Dreht Pirouetten, krawallt im
Garten, im Auto, an der Leine und im Haus.
Mit allem, was sie hat, zeigt
sie mir, dass sie lebt.
Sie weiß nichts über den Tod
und dass sie, statistisch betrachtet, bald stirbt.
Ich weiß das.
Und mein Herz wird blass
und weiß nicht, wie es
schlagen soll ohne sie.
Denn sie ist nicht mein
Himmel, sie ist mein Paradies.
Mein Ort an dem keine Angst
ist und keine Scham,
wo viele
Oxytocinkuschelhormone sind und alles ganz warm.
Frauchen ist nicht immer da,
aber Perla für mich schon,
weil ich es so wollte.
Ein sogenannter Rettungshund.
Aber Perla braucht keine
Rettung, keine Erlösung.
Nicht von Gott, nicht von
mir.
Perla fragt nicht nach dem
Himmel.
Ein göttliches Gegenüber ist
für sie keine Kategorie.
Perla weiß, sie ist nicht im
Paradies, sie hat Feinde:
Katzen. Tauben. Postboten.
Türen. Silvester Knaller und Pupse – vor allem ihre eigenen.
Aber deshalb fühlt sie keine
Trennung von Gott, so im Allgemeinen.
Also kommt sie nun in den
Himmel und sehe ich sie da wieder?
Es würde mich nicht wundern
– sie ist meine Gefährtin und
gehört zu meinen Leben.
Ein Himmel ohne Wasser,
Blumen, Berge,
Schokolade und Gnade und
Leben und Liebe
und ewigen Frieden für alle
Geschöpfe, das wäre wie Töne ohne Lieder.
Und doch – ich will nicht,
dass sie in den Himmel kommt,
ich will, dass sie lebt.
Bei mir.
Meine Tage rettet sie und die
eine oder andere Nacht.
Freunde sagen: Das ist zu viel,
wie du sie liebst.
Ich sage: Nein, das stimmt
nicht. Denn:
Ich weiß, sie ist nicht meine
Erfüllung, nicht mein Ziel.
Sie ist nicht mein Gott, sie
ist nicht mein Himmel, nicht mein Heil.
Sie ist meine Gefährtin, mein
Paradies auf Erden
Und ich weiß, dass sie sterben
wird.
So wie ich auch.
Aber heute habe ich sie noch,
mein geliebtes Vieh.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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