Kommt Perla in den Himmel?

Kirche in WDR2 | 23.01.2023 | 00:00 Uhr

15 Jahre ist meine kleine Hündin,

sagt ihr polnischer Pass;

seit sieben Jahren teilen wir

Leid, Leben und jeden Spaß.

So langsam wird sie grau und ich

denke – wie lange noch?

Und: Kommt Perla in den Himmel?

Noch ist sie nicht tot,

aber sie hat ein Problem:

Und zwar mich.

Ich habe die Schlüssel zur

Leckerlidose.

Weil: Perla schlingt alles in

ihren Bauch,

als gäbe es kein Morgen.

Ein Zeitgefühl hat sie nicht.

Der Vorteil:

Perla macht sich keine Sorgen

– von wegen Alter und so.

Sie genießt jeden Moment. Kennt

gleichermaßen Mut und Wut

und flippt begeistert aus.

Dreht Pirouetten, krawallt im

Garten, im Auto, an der Leine und im Haus.

Mit allem, was sie hat, zeigt

sie mir, dass sie lebt.

Sie weiß nichts über den Tod

und dass sie, statistisch betrachtet, bald stirbt.

Ich weiß das.

Und mein Herz wird blass

und weiß nicht, wie es

schlagen soll ohne sie.

Denn sie ist nicht mein

Himmel, sie ist mein Paradies.

Mein Ort an dem keine Angst

ist und keine Scham,

wo viele

Oxytocinkuschelhormone sind und alles ganz warm.

Frauchen ist nicht immer da,

aber Perla für mich schon,

weil ich es so wollte.

Ein sogenannter Rettungshund.

Aber Perla braucht keine

Rettung, keine Erlösung.

Nicht von Gott, nicht von

mir.

Perla fragt nicht nach dem

Himmel.

Ein göttliches Gegenüber ist

für sie keine Kategorie.

Perla weiß, sie ist nicht im

Paradies, sie hat Feinde:

Katzen. Tauben. Postboten.

Türen. Silvester Knaller und Pupse – vor allem ihre eigenen.

Aber deshalb fühlt sie keine

Trennung von Gott, so im Allgemeinen.

Also kommt sie nun in den

Himmel und sehe ich sie da wieder?

Es würde mich nicht wundern

– sie ist meine Gefährtin und

gehört zu meinen Leben.

Ein Himmel ohne Wasser,

Blumen, Berge,

Schokolade und Gnade und

Leben und Liebe

und ewigen Frieden für alle

Geschöpfe, das wäre wie Töne ohne Lieder.

Und doch – ich will nicht,

dass sie in den Himmel kommt,

ich will, dass sie lebt.

Bei mir.

Meine Tage rettet sie und die

eine oder andere Nacht.

Freunde sagen: Das ist zu viel,

wie du sie liebst.

Ich sage: Nein, das stimmt

nicht. Denn:

Ich weiß, sie ist nicht meine

Erfüllung, nicht mein Ziel.

Sie ist nicht mein Gott, sie

ist nicht mein Himmel, nicht mein Heil.

Sie ist meine Gefährtin, mein

Paradies auf Erden

Und ich weiß, dass sie sterben

wird.

So wie ich auch.

Aber heute habe ich sie noch,

mein geliebtes Vieh.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 23.1.2023
  • Katrin Berger
  • (Kirche im WDR)
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