Funkelnde Botschaft

Kirche in WDR3 | 18.11.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Hand auf’s Herz:

Ich bin doch bestimmt nicht die Einzige, die die Zeitung morgens bei den

Horoskopen aufblättert und

staunt, was ihr die Sterne für den Tag verheißen. Immerhin heißt es in der

Bibel ja schon über die heiligen drei Könige, die eigentlich Sterndeuter waren:

„Als sie den Stern sahen, waren sie außer sich vor Freude.“ (1)

Und in ein paar

Tagen ist Advent und die Sterndeuter machen sich auch in diesem Jahr wieder auf

den Weg. Ihr Stern hat eine funkelnde Botschaft. Und die sieht jede:r ein

bisschen anders. Für den Gehörlosen ist es eine Gebärdenvokabel, die übersetzt

heißt: ‚Ich verstehe dich.‘ Für die kranke Nachbarin ist das Funkeln eine

chemische Formel für ein Medikament, die belegt: ‚Ich mach dich gesund.‘ Und

für wieder einen anderen ist es ein erstes Kritzeln des kleinen Kindes mit

Wachsmalstiften auf der Raufasertapete im Wohnzimmer. All das funkelt lautstark

vom Miteinander.

Schöne Botschaft,

find‘ ich. Schöne Botschaft mit Gefahrenpotential, denn die Sterndeuter haben

ein Problem. Die drei haben sich in Schwierigkeiten gebracht. Sie haben etwas

am Himmel beobachtet, dass nicht jeden fröhlich macht. Und trotzdem müssen sie

über ihren Schatten springen, einen nicht ganz unbedeutenden König belügen und

bei Nacht und Nebel eigene Wege gehen; Gott vertrauen, dass diese Wege irgendwo

hinführen. Im Sternenlicht ist für die Sterndeuter alles andere nicht mehr so

wichtig. Könige – nicht wichtig. Weltpolitik – nicht wichtig. Das Wichtige

findet oben statt.

Da oben am

samtblauen Himmel sind Botschaften festgesteckt. Manche von mir. Manche für

mich. Funkelmomente. Der Himmel: eine Pinnwand. Und Gott. Das ist der, der alle

Funkelmomente zu einem Leben zusammenfügt. Nicht nur meins. Milliarden kleiner

Lichter erzählen Milliarden Lebensgeschichten. Manche gebrochen. Manche

flackernd. Manche verlöschend. Aber alle volle Hoffnung. Milliarden

Funkelmomente ins Blau des Himmels gepinnt. Und Gott macht daraus nicht weniger

als die Weltgeschichte.

Die Sterndeuter

sind die ersten, die verstanden haben, dass ein Stern für alle am Himmel steht,

die bereit sind, sich ein Herz zu fassen und von ihren funkelnden Sternmomenten

zu erzählen. Einen möchte ich mit Ihnen teilen:

Ist schon ein

paar Jahr her, da habe ich eine Frau kennengelernt, die ich mit ihrem Gesicht

voller Lachfalten sofort ins Herz geschlossen habe. Wie wunderbar

verschwörerisch sie ihre Stimme senken konnte, wenn wir über Gott sprachen und

darüber, dass es ihm wohl gefallen würde, dass so ne Katholische mit so ner

Evangelischen über die Kirche, über Kuchen und über Kindheitserinnerungen

redet. Und wie wunderbar laut sie lachen konnte. Grade dann, wenn das Leben mal

wieder so richtig weh tat. Sie ist schon im Januar gestorben und wir haben sie

beerdigt. Aber immer mal wieder sehe ich ein Bild von ihr an: eins mit

Clownsnase und Lebenslust in den Augen.

Das pinn ich in

Gedanken an den Himmel. Der Sterngedanke zum Bild: Völlig egal ob katholisch

oder evangelisch, aufs Herz kommt’s an und das war gut.

Sie haben sicher

auch solche sternfunkelnden Geschichten zu erzählen. Tun Sie es. Einfach machen

sagt mein Horoskop. Denn im Gespräch kommen wir näher zusammen.

Ihre Pfarrerin

Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.

Quellen:

(1) Matthäus 2,10

– Basis Bibel

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59617_WDR3520221118Riedel.mp3

  • 18.11.2022
  • Julia-Rebecca Riedel
  • © CCO Pixabay
Downloads