Zwei Offiziere der
ukrainischen Armee betreten die Kirche zu Maria Himmelfahrt mitten in Leviv – unweit
der polnischen Grenze.
Einer der
Offiziere sagt: „Die Kirche spielt für uns derzeit eine wichtige Rolle. Die Kirche
ist das Zentrum unseres geistigen Lebens. Die Kirche und die Familie. Unsere
Seelen brauchen das.“ Dann entzündet er eine Kerze.
Pater Boris drückt
ihm eine gesegnete Ikone in die Hand, ein Stück Papier. Er solle sie immer bei
sich tragen und die Ikone mit seinen Kameraden teilen. Der Offizier bedankt
sich.
„Wir werden wieder
anfangen unsere Kinder und Enkelkinder zu taufen, Hochzeiten zu feiern und zu
leben.“ Der Offizier wiederholt: „Ja, wir werden wieder anfangen, zu leben.“
Dreiviertel der
Ukrainer sind gläubige Menschen. Doch mit dem Patriarchat in Moskau wollen sie
nichts mehr zu tun haben. Bereits 2019 haben sich die meisten Geistlichen von
Moskau getrennt. Ihre Kritik: Das Patriarchat in Moskau unterstütze die Politik
Putins und verbreite seine Propaganda.
Die orthodoxe
Kirche von Kiew aber steht an der Seite der ukrainischen Soldaten im Kampf gegen
die russischen Invasoren. „Jesus Christus ist auf unserer Seite und wird uns
von der blutrünstigen Bestie erlösen. Barmherziger Herr, rette die Ukraine,“
sagt Pater Boris.
Jesus Christus
allein wird es wohl kaum schaffen. Das wissen auch die Ukrainer. Das Lied „Bayraktar“
von Taras Bovorok geht im Moment viral: Dort heisst es: „Die Schafe kamen
aus dem Osten, um Großrussland neu zu errichten. Doch unsere Hirten treiben sie
auf die Weiden. Es leben unsere Drohnen.“
In dem Video sieht
man, wie dank der türkischen Drohne Bayraktar russische Panzer zielgenau
getroffen werden. Pater Boris mag das Lied. Er hört es im Auto auf dem Weg nach
Nikolajew an die Front. „Sein Kofferraum ist voll beladen mit Tubadosen. Die
Frauen in seiner Gemeinde – das Hilfswerk für die Kämpfer, wie sie sich nennen
– haben hunderte, wenn nicht tausende Warerniki gemacht. Einer Art Ravioli.
Pater Boris bringt sie persönlich an die Front. „Die Hausmannskost gibt ihnen
neue Kraft und sie fühlen sich wie daheim“, sagt Pater Boris. Das ist eine
moralische Unterstützung, damit unsere Soldaten wissen, dass wir sie lieben.“
Die orthodox-ukrainische Kirche in Zeiten des
Krieges – mich beeindruckt, wie entschlossen und mutig auch die Geistlichen
sind – zumindest Pater Boris.
Quelle: Der Krieg der
Kirchen, Arte
Redaktion: Pastorin
Sabine Steinwender-Schnitzius
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