Die Kirche in der Ukraine

Kirche in WDR2 | 05.05.2022 | 00:00 Uhr

Zwei Offiziere der

ukrainischen Armee betreten die Kirche zu Maria Himmelfahrt mitten in Leviv – unweit

der polnischen Grenze.

Einer der

Offiziere sagt: „Die Kirche spielt für uns derzeit eine wichtige Rolle. Die Kirche

ist das Zentrum unseres geistigen Lebens. Die Kirche und die Familie. Unsere

Seelen brauchen das.“ Dann entzündet er eine Kerze.

Pater Boris drückt

ihm eine gesegnete Ikone in die Hand, ein Stück Papier. Er solle sie immer bei

sich tragen und die Ikone mit seinen Kameraden teilen. Der Offizier bedankt

sich.

„Wir werden wieder

anfangen unsere Kinder und Enkelkinder zu taufen, Hochzeiten zu feiern und zu

leben.“ Der Offizier wiederholt: „Ja, wir werden wieder anfangen, zu leben.“

Dreiviertel der

Ukrainer sind gläubige Menschen. Doch mit dem Patriarchat in Moskau wollen sie

nichts mehr zu tun haben. Bereits 2019 haben sich die meisten Geistlichen von

Moskau getrennt. Ihre Kritik: Das Patriarchat in Moskau unterstütze die Politik

Putins und verbreite seine Propaganda.

Die orthodoxe

Kirche von Kiew aber steht an der Seite der ukrainischen Soldaten im Kampf gegen

die russischen Invasoren. „Jesus Christus ist auf unserer Seite und wird uns

von der blutrünstigen Bestie erlösen. Barmherziger Herr, rette die Ukraine,“

sagt Pater Boris.

Jesus Christus

allein wird es wohl kaum schaffen. Das wissen auch die Ukrainer. Das Lied „Bayraktar“

von Taras Bovorok geht im Moment viral: Dort heisst es: „Die Schafe kamen

aus dem Osten, um Großrussland neu zu errichten. Doch unsere Hirten treiben sie

auf die Weiden. Es leben unsere Drohnen.“

In dem Video sieht

man, wie dank der türkischen Drohne Bayraktar russische Panzer zielgenau

getroffen werden. Pater Boris mag das Lied. Er hört es im Auto auf dem Weg nach

Nikolajew an die Front. „Sein Kofferraum ist voll beladen mit Tubadosen. Die

Frauen in seiner Gemeinde – das Hilfswerk für die Kämpfer, wie sie sich nennen

– haben hunderte, wenn nicht tausende Warerniki gemacht. Einer Art Ravioli.

Pater Boris bringt sie persönlich an die Front. „Die Hausmannskost gibt ihnen

neue Kraft und sie fühlen sich wie daheim“, sagt Pater Boris. Das ist eine

moralische Unterstützung, damit unsere Soldaten wissen, dass wir sie lieben.“

Die orthodox-ukrainische Kirche in Zeiten des

Krieges – mich beeindruckt, wie entschlossen und mutig auch die Geistlichen

sind – zumindest Pater Boris.

Quelle: Der Krieg der

Kirchen, Arte

Redaktion: Pastorin

Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58061_KircheinWDR220220505Steinwender.mp3

  • 5.5.2022
  • Sabine Steinwender
  • © CCO Pixabay
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