Gerade im Sommer kann einem schonmal der Gedanke kommen: Jetzt
„blau machen“. Statt Matheunterricht im Park Volleyball spielen, statt Arbeit
ausschlafen, gemütlich frühstücken. Blau machen war früher übrigens mal eine
ganz legitime, ja sogar nötige Pausenzeit. Vor ungefähr 100 Jahren beim Färben
der Jeans. Damals wurde der grobe Baumwollstoff mit Blättern von Pflanzen
gefärbt. Waid oder Indigo färbten den hellen Stoff gelblich-grün. Damit er blau
wurde, musste er in der Sonne liegen. Und die FärberInnen hatten frei.
Unvorstellbar heute, wo Maschinen oft Tag und Nacht laufen und
sich die Arbeitszeiten der Angestellten danach richten. Wo ArbeitgeberInnen von
Kostendruck sprechen und ArbeitnehmerInnen immer häufiger über Anforderungen
und Belastungen klagen.
„Sechs Tage sollst du
arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebten Tage ist der Sabbat des
Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun. Auch nicht deine Kinder,
deine Angestellten, dein Nutzvieh, auch nicht der Geflüchtete, der in deiner Stadt
wohnt.“
3000 Jahre sind diese Worte alt. Sie könnten auch heute in einem
Ratgeberbuch stehen:
Der Chef, der Angestellte, der Leiharbeiter, das Tier, alle
brauchen eine Pause zum Durchatmen, zum Abschalten, um sich zu vergewissern,
dass „leben“ mehr ist als funktionieren. Für die, bei denen sich Widerstand
regt, hatte das Gebot in der Bibel schon damals einen Tipp; Empathie. Denk
daran, wie es war als du selber Sklave warst.
Und lass dem anderen seine freie Zeit. Lasst uns öfter mal blau
machen.
Quellen: Bibel, 5.Mose 5, 13 ff
Sprecherin:
Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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