„Wechselwirkung“

Kirche in 1Live | 14.12.2021 | 00:00 Uhr

Auf einmal sind wir von ihnen

umgeben – Schnee-Eulen, Uhus, Falken und Waldkäuze, Die Tiere sitzen auf den

Armen von lernenden Falknern, also Leute, die sich um die Greifvögel kümmern.

Echt wunderbar, so einen Uhu

aus der Nähe zu sehen. Die großen orangefarbenen Augen, die Federpracht, das

weite Drehen des Kopfes. Die Tiere sind alle unterschiedlich, auch in ihrem

Temperament. Die einen sitzen ganz ruhig auf dem Falknerhandschuh, die anderen

wollen weg, schnell wieder ins Gehege oder noch besser auf die Jagd.

Und mir fällt auf, dass die

Tiere zu ihren Falknern passen: Ein Uhu hat genau die Haar- bzw. Federfarbe

seiner Falknerin. Der Mann, der die Schnee-Eule trägt, hat ganz weiße Haare und

scheint nervös, genau wie die Schnee-Eule. Das kleine Waldkäuzchen kann nichts

aus der Ruhe bringen, am Ende des Lehrganges schläft es fast gemütlich ein.

Seine Falknerin wirkt absolut ruhig, gelassen, eins mit dem Tier. Wahnsinn, wie

fremd und andersartig diese Tiere doch sind und gleichzeitig wie ähnlich, wie

tief mit uns verbunden.

Das bringt mich zum Nachdenken:

Wen scheuche ich durch mein Verhalten auf? Bei wem fühle ich mich will

geborgen? Wo verbreite ich selbst Ruhe und Gelassenheit? Die Falkner bringen

die Tiere wieder in ihre Behausungen – ganz langsam, ganz geduldig, jetzt auch

der Mann mit der Schnee-Eule. Behutsam, langsam, friedlich, geduldig sein, das

nehme ich mir für die nächsten Tage vor, und habe meine Lehrmeisterinnen vor

Augen: das tiefenentspannte Waldkäuzchen mit seiner Falknerin.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 14.12.2021
  • Manuela Kraft
  • © CCO Pixabay
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