Auf einmal sind wir von ihnen
umgeben – Schnee-Eulen, Uhus, Falken und Waldkäuze, Die Tiere sitzen auf den
Armen von lernenden Falknern, also Leute, die sich um die Greifvögel kümmern.
Echt wunderbar, so einen Uhu
aus der Nähe zu sehen. Die großen orangefarbenen Augen, die Federpracht, das
weite Drehen des Kopfes. Die Tiere sind alle unterschiedlich, auch in ihrem
Temperament. Die einen sitzen ganz ruhig auf dem Falknerhandschuh, die anderen
wollen weg, schnell wieder ins Gehege oder noch besser auf die Jagd.
Und mir fällt auf, dass die
Tiere zu ihren Falknern passen: Ein Uhu hat genau die Haar- bzw. Federfarbe
seiner Falknerin. Der Mann, der die Schnee-Eule trägt, hat ganz weiße Haare und
scheint nervös, genau wie die Schnee-Eule. Das kleine Waldkäuzchen kann nichts
aus der Ruhe bringen, am Ende des Lehrganges schläft es fast gemütlich ein.
Seine Falknerin wirkt absolut ruhig, gelassen, eins mit dem Tier. Wahnsinn, wie
fremd und andersartig diese Tiere doch sind und gleichzeitig wie ähnlich, wie
tief mit uns verbunden.
Das bringt mich zum Nachdenken:
Wen scheuche ich durch mein Verhalten auf? Bei wem fühle ich mich will
geborgen? Wo verbreite ich selbst Ruhe und Gelassenheit? Die Falkner bringen
die Tiere wieder in ihre Behausungen – ganz langsam, ganz geduldig, jetzt auch
der Mann mit der Schnee-Eule. Behutsam, langsam, friedlich, geduldig sein, das
nehme ich mir für die nächsten Tage vor, und habe meine Lehrmeisterinnen vor
Augen: das tiefenentspannte Waldkäuzchen mit seiner Falknerin.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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