Guten Morgen!
Heute bleibt die Küche kalt. Das schmeckt mir
nicht. Ich friere leicht. Ich bin eine ‚Frierhippe‘. Hat meine Omma immer
gesagt. In meinem Fall ist das Luxusgejammer. In hunderten anderen Fällen in
meiner Nachbarschaft, in meiner Stadt, in unserem Land – ist das Ernst: Weil
alles teurer wird. Besonders die Heizkostenabschläge klettern in
schwindelerregende Höhe. Im Büro sind‘s 19 Grad, auf dem Bau heißt es:
‚Bewegung wärmt!‘
Wenn’s gut geht, kriecht einem dadurch die
Kälte nur die Wirbelsäule hoch und hält einen im Nacken gepackt. Wenn’s
schlecht läuft, kriechen dadurch Kälte, Nässe und Schimmel hinter jeden Schrank
und in jedes Bett. Eine Herausforderung. Für uns alle. Besonders aber für die,
bei denen es eh schon eng war. Die armutsbetroffen sind, sich kaum trauen, zur
Tafel zu gehen, beim Amt um was zu bitten oder öffentlich darüber zu sprechen,
dass sie frieren und Hunger haben; dass es ihnen schlecht geht.
Und dann gibt’s da Menschen, die sprechen vom
‚Wutwinter‘. Die schüren nicht Feuer, an denen man sich wärmen kann. An denen
man gemeinsam steht und sich erzählt, wie’s einem geht. Nein. Die schüren Hass.
Und die teilen nicht heißen Tee und Decken aus. Nein. Die teilen Schläge aus.
Mit Worten und auch so richtig – mit Fäusten. Sie sind wütend. Der Staat macht
alles falsch, die Kirche sowieso. Dabei gibt’s sowas viel Schöneres als den
‚Wutwinter‘.
Statt ‚Wutwinter‘: #Wärmewinter. Mit diesem
Wort werben die Evangelische Kirche in Deutschland und Diakonie Deutschland für
Solidarität; für Mitmenschlichkeit. Kirche und Diakonie bitten eindringlich
darum, Räume zu schaffen, in denen man sich aufwärmen kann. Wo jede und jeder freundlich aufgenommen wird. Wem kalt ist, der soll Hilfe bekommen. Nicht nur warme
Worte. Nein. Herzwärme ist das eine. Sach- und Geldspenden das andere.
Gemeinsam mit Diakonie-Präsident Ulrich Lilie
sagt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Annette
Kurschus in einem offenen Brief:
„Unsere Bitte: Stellen Sie Ihre konkreten Angebote wie gemeindliche
oder diakonische Wärmestuben, Sonntagsangebote nach dem Gottesdienst,
Essenausgaben, Gesprächs- und Beratungsangebote und vieles andere mehr unter
diese gemeinsame Überschrift.[#Wärmewinter] Damit soll deutlich und
öffentlich sichtbar werden: Für uns ist jeder Mensch ein Ebenbild Gottes. Wir
treten handfest, verlässlich und wirksam für Versöhnung und Gerechtigkeit vor
Ort ein.“ (1)
Informieren können Sie sich
über die Aktion von Kirche und Diakonie in den sozialen Medien, auf den
Internetseiten der Diakonie und der Evangelischen Kirche. Die Angebote sind für
jede und jeden da – dazu muss ich nicht evangelisch sein. Und wie immer gilt:
Eine verlässliche Partnerin, wenn Sie nicht weiterwissen, ist die
Telefonseelsorge.
Das Logo für die Kampagne #Wärmewinter ist
übrigens ein Herz, das einen Schal umgebunden hat. Es geht um Herzenswärme. Darum, niemanden
allein‘ in der Kälte stehen zu lassen.
Wärme und Geborgenheit können wir – glaube
ich – alle gut brauchen. Mitmenschlichkeit auch. Immerhin kriecht die Kälte ja
nicht nur unter die Bettdecke, sie kriecht auch ins Herz hinein. Vor allem,
wenn ich Worte wie ‚Wutwinter‘ höre. Und gegen Wut hilft heiße Suppe nicht.
Dagegen hilft nur Mund aufmachen und Haltung zeigen.
Einen segensreichen #Wärmewinter wünscht
Ihnen
Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Mehr zum Thema #Wärmewinter:
https://www.ekd.de/waermewinter-75181.htm
https://www.diakonie.de/waermewinter
Quelle:
(1) https://www.diakonie.de/journal/aufruf-zur-beteiligung-von-kirchengemeinden-und-diakonischen-werken (Abruf: 02.11.2022).
(2) Galater 3,28a – Basis Bibel.
Redaktion:
Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59613_KircheinWDR3520221114Riedel.mp3