Autor: Guten Morgen!
Wenn Pfarrerin Beate
Heßler mit ihrem Fahrrad sonntags durch Dortmund fährt…
O-Ton 1 Beate Heßler: …dann achte ich darauf, was ich aus
den Hinterhöfen und aus den Straßen höre, und oftmals höre ich fröhliche Musik,
manchmal auch laute Predigten. Und wenn ich dann meinem Ohr folge, treffe ich
Gemeinden, die sich in der Dortmunder Nordstadt zum Beispiel am Sonntag
treffen, um miteinander Gottesdienst zu feiern. Das ist immer eine wunderbare
Erfahrung.
Autor: Beate Heßler arbeitet beim Oikos-Institut für Mission und Ökumene der
Evangelischen Kirche von Westfalen. Und sie weiß: Viele Menschen, die nach
Deutschland kommen, fliehen vor Krieg oder Unterdrückung. Und viele bauen sich
hier langfristig mit ihrer Familie ein neues Leben auf.
Seelisch auftanken können sie in einem der Gottesdienste wie sie Beate
Heßler bei ihrer Fahrt durch die Stadt hört. Die meisten finden am
Sonntagnachmittag statt. In Fabriken oder Sporthallen singen und beten die
Menschen in ihrer Muttersprache. Beate Heßler entdeckt bei diesen internationalen
Gemeinden einen lebendigen Glauben. Und sie setzt sich dafür ein, dass dieser Reichtum
an Erfahrungen auch bekannt wird.
O-Ton 2 Beate Heßler: Zum einen ist der Internationale
Kirchenkonvent gegründet worden. In Nordrhein-Westfalen haben sich so etwa
hundertzwanzig internationale Gemeinden mit der Rheinischen und der Westfälischen
Kirche zusammengeschlossen. Wir arbeiten zusammen als eine Gemeinschaft von
Schwestern und Brüdern und versuchen auszudrücken, dass wir eine kirchliche
Vielfalt in Nordrhein-Westfalen repräsentieren.
Autor: Dort wird nicht nur diskutiert, man betet zusammen und hilft einander.
Spiritualität und Hilfsbereitschaft zeigen sich auch in internationalen
Gottesdiensten. Immer wird viel gesungen, manchmal getanzt – je nach
Herkunftsland und Konfession, und oft werden danach Nachrichten aus der Heimat ausgetauscht
und man überlegt, was man für die Menschen hier und dort tun kann. Um so einen
Gottesdienst zu feiern braucht es oft nicht mal eigene Räume.
O-Ton 3 Beate Heßler: Ich hab‘ mal einmal in der ersten
Etage eines Hauses in der Dortmunder Nordstadt bei offenem Fenster Menschen
singen hören, und es stellte sich heraus, das waren rumänische und bulgarische
Wanderarbeiter mit ihren Familien, die dort einem Prediger lauschten und
zusammen sangen. Ich hatte vorher keine Idee, dass in Wohnhäusern Gottesdienst
gefeiert wird.
Autor: Ich bewundere das, wie andere Christinnen und Christen Mittel und Wege
finden, um Gottesdienste auch unter ungünstigen Bedingungen zu gestalten. Für
sie ist es wichtig, ihre besondere Verbindung zu Gott aufrecht zu erhalten. Manche
gehen auch in deutsche Gemeinden. Und danach feiern sie noch einmal in ihrer
Heimatsprache und mit ihren Riten und ihrer Musik einen Gottesdienst. Ich
wünsche mir, dass solche Begeisterung auch andere Christinnen und Christen dazu
bringt, ihre eigene Verwurzelung im Glauben wieder zu entdecken. Und dann
werden sich vielleicht viele fragen: Wie sieht ein Gottesdienst aus, der mir
Spaß macht, mich aufrichtet und trägt? Pfarrerin Heßler meint:
O-Ton 4 Beate Heßler: Ich stelle fest, dass da ein großes
Bedürfnis ist nach Spiritualität, was aber inzwischen auch von deutschen
Gemeindegliedern geteilt wird, die auch gerne in internationale Gottesdienste
gehen. Die Gottesdienste werden bunter, die Gemeinden mischen sich miteinander,
und ich glaube das ist in unserer Gesellschaft, die ist ja von Migration
geprägt, ein guter Weg.
Autor: Ich wünsche Ihnen
einen gesegneten Tag. Ihr Pfarrer Michael Nitzke aus Dortmund.
Quellen:
(1) Interview von Michael Nitzke mit Pfarrerin Beate
Heßler, Oikos-Institut für Mission und Ökumene der Ev. Kirche von Westfalen,
Dortmund. Siehe auch:
https://www.oikos-institut.de/angebot/internationaler-kirchenkonvent-rheinland-westfalen/
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60528_WDR3520230310Nitzke.mp3