Kennen Sie den auch – diesen
Autoaufkleber: Gott liebt dich? Seit den 80gern ist er im Verkehr. Jedes Mal, wenn
ich ihn sehe, freue ich mich. Weil: Dieser Satz bedeutet mir viel. Aber ich
kenne auch viele Menschen, bei denen löst dieser Satz Widerstand aus. Nahezu
trotzig fragen Sie mich:
Gott liebt mich – was soll
das überhaupt heißen? Ich spüre davon überhaupt nichts in meinem Alltag. Wenn
es so wäre, dann würde ich das doch merken! Und eigentlich will ich mein Leben
alleine auf die Reihe kriegen. Gott (nicht) und seine Liebe (auch) brauche ich
nicht.
Als Pfarrerin habe ich jetzt
zwei Möglichkeiten:
Ich kann sagen: Schau doch in
die Bibel. Die ist quasi voll von Alltagsgeschichten, in denen Gott und Mensch
zusammenkommen. Ein Buch voller Liebesbeweise zwischen Gott und Mensch. Doch
wer liest schon die Bibel, um etwas über Gottes Liebe zu erfahren. Also bleibt
nur die zweite Option: Gottes Liebe im Alltag zu erleben. Aber wie spüre ich (Gottes
Liebe eigentlich) im Alltag, dass Gott mich liebt?
Also, ich mache das so: Ich frage
mich immer wieder, wo ist eigentlich in meinem Leben was passiert, wo ich gedacht
habe, da ist auf jeden Fall Gott mit im Spiel?
Sind es eher die guten Erfahrungen,
wo das Leben es gut mit mir meint, im Privatleben oder im Job? Oder gibt es auch
die dunklen Tage in meinem Leben, wo ich mich dennoch nicht alleine gefühlt
habe? Traurige Tage, wo ich trotzdem das Gefühl gehabt habe, ich bin irgendwie
geliebt oder gehalten worden?
Der Alltag ist der beste
Beweis für Gottes Liebe. Denn in unserm Alltag geht es nicht nur um das reine
Denken und auch nicht um das reine Wissen. Um das, was ich so im Internet oder
in Büchern über Gott lesen kann. Vielmehr geht es um die konkreten Erfahrungen,
die ich mit Gott in meinem Leben mache.
Ich möchte auch Sie ermutigen,
sich einmal selbst zu fragen: Wann habe ich das Gefühl gehabt, da hat Gott was
mit mir zu tun? Da war ich in guten und dunklen Stunden, Tagen, Wochen eben
nicht allein?
Klar, das ist manchmal
schwer. Vor allem, weil wir Gott ganz gerne mal an den Katzentisch unseres
Lebens verbannen und meinen, alles selbst regeln oder erdulden zu müssen.
Trotz allem: Ich glaube Gott hat
Interesse an unserem Leben. Dass er uns liebt und uns eben nicht bestraft oder
sich ganz aus dieser Welt hier zurückgezogen hat.
Das wir das nicht immer
spüren und der Satz „Gott liebt dich“ bei vielen von uns Unwohlsein auslöst,
gehört wahrscheinlich mittlerweile zu unserem Leben mit dazu.
Aber ich finde es viel
mutiger, zu denken, dass ich eben nicht allein bin. Und ganz ehrlich, wenn ich
mich ungeliebt und doof finde, kann es vielleicht auch tröstlich sein zu
denken: Gott liebt mich und das ist auch gut so.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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