Gott liebt mich?!

Kirche in WDR2 | 11.03.2023 | 00:00 Uhr

Kennen Sie den auch – diesen

Autoaufkleber: Gott liebt dich? Seit den 80gern ist er im Verkehr. Jedes Mal, wenn

ich ihn sehe, freue ich mich. Weil: Dieser Satz bedeutet mir viel. Aber ich

kenne auch viele Menschen, bei denen löst dieser Satz Widerstand aus. Nahezu

trotzig fragen Sie mich:

Gott liebt mich – was soll

das überhaupt heißen? Ich spüre davon überhaupt nichts in meinem Alltag. Wenn

es so wäre, dann würde ich das doch merken! Und eigentlich will ich mein Leben

alleine auf die Reihe kriegen. Gott (nicht) und seine Liebe (auch) brauche ich

nicht.

Als Pfarrerin habe ich jetzt

zwei Möglichkeiten:

Ich kann sagen: Schau doch in

die Bibel. Die ist quasi voll von Alltagsgeschichten, in denen Gott und Mensch

zusammenkommen. Ein Buch voller Liebesbeweise zwischen Gott und Mensch. Doch

wer liest schon die Bibel, um etwas über Gottes Liebe zu erfahren. Also bleibt

nur die zweite Option: Gottes Liebe im Alltag zu erleben. Aber wie spüre ich (Gottes

Liebe eigentlich) im Alltag, dass Gott mich liebt?

Also, ich mache das so: Ich frage

mich immer wieder, wo ist eigentlich in meinem Leben was passiert, wo ich gedacht

habe, da ist auf jeden Fall Gott mit im Spiel?

Sind es eher die guten Erfahrungen,

wo das Leben es gut mit mir meint, im Privatleben oder im Job? Oder gibt es auch

die dunklen Tage in meinem Leben, wo ich mich dennoch nicht alleine gefühlt

habe? Traurige Tage, wo ich trotzdem das Gefühl gehabt habe, ich bin irgendwie

geliebt oder gehalten worden?

Der Alltag ist der beste

Beweis für Gottes Liebe. Denn in unserm Alltag geht es nicht nur um das reine

Denken und auch nicht um das reine Wissen. Um das, was ich so im Internet oder

in Büchern über Gott lesen kann. Vielmehr geht es um die konkreten Erfahrungen,

die ich mit Gott in meinem Leben mache.

Ich möchte auch Sie ermutigen,

sich einmal selbst zu fragen: Wann habe ich das Gefühl gehabt, da hat Gott was

mit mir zu tun? Da war ich in guten und dunklen Stunden, Tagen, Wochen eben

nicht allein?

Klar, das ist manchmal

schwer. Vor allem, weil wir Gott ganz gerne mal an den Katzentisch unseres

Lebens verbannen und meinen, alles selbst regeln oder erdulden zu müssen.

Trotz allem: Ich glaube Gott hat

Interesse an unserem Leben. Dass er uns liebt und uns eben nicht bestraft oder

sich ganz aus dieser Welt hier zurückgezogen hat.

Das wir das nicht immer

spüren und der Satz „Gott liebt dich“ bei vielen von uns Unwohlsein auslöst,

gehört wahrscheinlich mittlerweile zu unserem Leben mit dazu.

Aber ich finde es viel

mutiger, zu denken, dass ich eben nicht allein bin. Und ganz ehrlich, wenn ich

mich ungeliebt und doof finde, kann es vielleicht auch tröstlich sein zu

denken: Gott liebt mich und das ist auch gut so.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60597_WDR220230310Kadur.mp3

  • 11.3.2023
  • Laura Kadur
  • © CCO Pixabay
Downloads