Zwischen den Jahren

Kirche in WDR2 | 28.12.2022 | 00:00 Uhr

Nachdem die Weihnachtsgans

nun verdaut, eventuell ungeliebte Geschenke umgetauscht und Einkaufsgutscheine eventuell

schon eingelöst sind, befinden wir uns ja nun in einer Zwischenzeit, die

umgangssprachlich auch „Zwischen den Jahren“ genannt wird.

Der Ausdruck „Zwischen den

Jahren“ kommt daher, dass wir zwei Kalenderumstellungen hinter uns haben.

Einmal im 16. Und einmal im 17. Jahrhundert. Der 24. Dezember hat früher das

Jahresende markiert, dann war es der 6. Januar und schlussendlich der 31.

Dezember. Und so hatte es zwischen den Kalenderumstellungen immer wieder Tage

gegeben, die buchstäblich zwischen den Jahren gelegen hatten. Im europäischen

Brauchtum, nennt man diese Zeit zwischen den Jahren auch „Rauhnächte“. Der Name

„Rauhnächte“ kommt tatsächlich vom Räuchern, weil man zwischen den Jahren, mit

Kräutern geräuchert hatte, um böse Geister zu vertreiben und gute Geister

willkommen zu heißen.

Und irgendwie ist ja der

Brauch des Räucherns auch bei uns geblieben. So ist auch oft bei der Einweihung

von Gebäuden oder Plätzen ein katholischer Priester samt Weihrauchfass dabei.

Neben dem Räuchern gibt es

aber auch andere Traditionen aus dieser Zeit, die sich bis heute gehalten

haben. Meine Großmutter hängt bis heute keine Wäsche auf zwischen den Jahren

und putzt das ganze Haus von oben bis unten.

Aber mal ganz davon ab, ob

man nun an böse Geister glaubt oder nicht:

Die Zeit „zwischen den

Jahren“ ist eine besondere Zeit. Das Alte ist noch nicht ganz abgeschlossen und

trotzdem füllt sich der neue Kalender munter mit Terminen. Immer im Vertrauen

darauf, dass es nach dem 31.12. weitergeht und Neues gewagt werden kann. Die Zeit zwischen den Jahren ist für mich wie

ein Anlaufnehmen vor dem großen Sprung in unbekannte Gewässer.

Ich habe mir auf jeden Fall

vorgenommen, ins nächste Jahr keine guten Vorsätze mitzunehmen. Warum? Weil ich

die eh nach ein paar Wochen links liegen lasse.

Stattdessen überlege ich mir

eine Überschrift für mein neues Jahr 2023. Ein Thema oder Motto, unter das ich

das nächste Jahr stellen will. Vielleicht haben Sie ja auch Lust dazu, sich in

der Zeit zwischen den Jahren ein Motto für das neue Jahr zu suchen.

Ich wünsche Ihnen auf jeden

Fall viel Freude bei der Suche und eine gute Zwischenzeit!

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 28.12.2022
  • Laura Kadur
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