Guten
Morgen.
„Selig sind, die
Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Das
ist einer der ersten Sätze aus der Bergpredigt Jesu, eine seiner wichtigsten
Reden.
„Frieden
stiften“ – wie soll das gehen, wenn Raketen abgeschossen werden und Menschen
grausam getötet?
„Frieden
stiften“ – das klingt nach einer schönen, heilen Welt für „Gottes Kinder“.
Nur
leider himmelweit entfernt von der Wirklichkeit auf Erden.
Die
Zeit, in der Jesus lebte, war allerdings alles andere als eine heile Welt.
Die
Römer unterdrücken das jüdische Volk.
Und
sie strafen jede Spur von Widerstand auf abschreckende Weise.
Jesus
selbst muss das erleiden: Hingerichtet als „König der Juden“.
Vorher
gefoltert, verspottet, entkleidet.
Ostern
ist für Christen das Fest, an dem mit Jesus Christus auch seine Verheißung
aufersteht.
„Selig sind, die
Frieden stiften.“
Gott
lässt der Gewalt nicht das letzte Wort.
Das
ist meine Hoffnung – allen Erfahrungen von Tod und Gewalt zum Trotz.
Doch
wie geht das: Frieden stiften – in einer Welt, die alles andere als friedvoll
ist?
Bei
einer Reise in die Ukraine vor drei Wochen habe ich Menschen kennenlernen
dürfen, die für mich Friedensstifter sind.
Da
ist etwa der evangelische Bischof aus der Karpato-Ukraine – eine Region, in der
im Augenblick kein Krieg herrscht, der Krieg aber trotzdem das ganze Leben
bestimmt.
Viele
Menschen sind geflohen.
Zurückgeblieben
sind oft die Alten, die Ärmeren und auch viele Tiere.
Zugleich
sind viele Geflüchtete aus anderen Landesteilen zusätzlich da und
mitzuversorgen.
Der
Bischof stärkt seine Pfarrerinnen und Pfarrer, damit sie den Menschen helfen
vor Ort.
Keiner
von ihnen hat das Land verlassen.
Ein
Satz des Bischofs bleibt mir besonders in Erinnerung:
„Es braucht 20,
30 Jahre um etwas aufzubauen und einen einzigen Tag, um es zu zerstören.“
Eine
andere Friedensstifterin lerne ich in Ungarn kennen, in einem Dorf in der Nähe
des Balatons.
Sie
ist mit ihrem Mann und ihren neun Kindern dorthin vor dem Krieg in der Ukraine
geflohen.
Die
reformierte Gemeinde konnte ihnen ein altes, leerstehendes Pfarrhaus geben.
In
der Ukraine haben sie pädagogisch mit Kindern gearbeitet.
Sie
hatten Tiere, große Gewächs-Häuser voller gelber Blumen.
Auf
dem Handy zeigt sie mir Fotos davon.
Vor
dem alten Pfarrhaus ist jetzt ein kleines Blumenbeet frisch angelegt.
Kleine
Blümchen.
Nichts
im Vergleich zu der früheren Blütenpracht.
Aber
sie blühen.
Als
sie darauf angesprochen wird, beginnt sie leise zu weinen.
„Selig
sind, die Frieden stiften.“
Für
mich ist das kleine Beet ein Symbol des Friedens.
Nein,
ich weiß:
Alle
Blumen der Welt können diesen Krieg nicht beenden.
Aber
auch Waffen schaffen noch keinen Frieden.
Sie
können helfen, unrechtmäßige Gewalt zu beenden.
Dazu
braucht es sie jetzt.
Aber
um Frieden zu stiften, braucht es Menschen, die Schwachen helfen, Kinder
großziehen, Häuser renovieren, Blumen pflanzen.
Auch
wenn es Jahrzehnte dauert.
Und
es braucht Gott, der darauf seinen Segen gibt – auch über den Tod hinaus.
Ihr
Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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