Und Josef!

Kirche in WDR3 | 19.03.2024 | 00:00 Uhr

Guten Morgen.

Es ist kurz nach Weihnachten.

Die Eltern haben ihre dreijährige Tochter mit in die Kirche zum Gottesdienst genommen.

Noch ist die Krippe nicht weggeräumt mit Mutter und Kind, Hirten und Schafen,

Kamelen und Königen. Davor sitzt die Kleine jetzt – guckt und denkt und murmelt

irgendwie mit, wenn die Erwachsenen singen und beten.

Beim Glaubensbekenntnis ist

das anders. Da steht sie wichtig auf ihrem Stuhl und hört zu, wie sich die

Gemeinde in rhythmischen Häppchen durch die Geheimnisse des Glaubens hangelt.

Das geht eine Weile gut, bis

da, wo sich die Leute der Stelle – und an

Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn – der Geburt des

Erlösers nähern, um sich dann zum „gelitten unter Pontius Pilatus“

hinüberzumurmeln. Da aber mitten in die Pause nach dem „geboren von der Jungfrau Maria“ ruft ein sehr lautes Stimmchen ein

durchdringendes: „Und Josef!“ in die

hallige Kirche. Der Pfarrer stockt, die Konfis kichern und die Gemeinde bringt

das Bekenntnis mit Schmunzeln zu Ende.

Mit Josef, dessen Gedenktag

heute am 19. März gefeiert wird, ist es so eine Sache Maler stellen ihn oft als

alten Mann dar. Graumäusig steht er am Rand hinter der schönen und jungen Maria.

Da kannst Du Dir wirklich nicht vorstellen, dass so eine Frau mit dem alten

Mann … sollst Du ja aber auch nicht.

Und es stimmt ja, nicht Josef

hat Gott zur Welt gebracht. Es war

die eine auserwählte Maria. Die Botschaft der Geschichte ist: Niemand von uns

kann Gott zur Welt bringen und die Welt retten. Wie verstörend und wie

entlastend, vielleicht gerade für Männer, die immer noch oft denken, es käme

zuerst und zuletzt auf sie an. Tut es nicht. So wenig wie ich Gott zur Welt

bringe, kann ich ihn übrigens wieder rausschaffen – so wie es Pontius Pilatus

versucht hat, als er Jesus kreuzigen ließ. So hat es wohl seine Richtigkeit,

wenn zwischen Maria und Pilatus kein eigener Platz ist für weitere Personen im

Glaubensbekenntnis. Weder für die Josefs dieser Welt noch für die anderen

Marias. Und doch sagen ja Menschen in christlichen Gottesdiensten oder in

anderen Religionen ihr je eigenes „Ich

glaube“ zu Gottes Geheimnissen. Und meinen manchmal vielleicht auch eher: „Ich

möchte glauben, ich würde es gern …“

Von

Josef lerne ich, dass es mehr nicht braucht. Als er von Marias Schwangerschaft

hört, will er eigentlich fortgehen. Aber

Gottes Engel hält ihn auf. „Fürchte dich nicht!“, sagt er und spricht Josef Mut

zu. „Steh zu dieser Frau und zu diesem Kind!“ Gottes Engel beauftragt Josef

sogar, dem Kind den Namen zu geben: Jesus – das heißt übersetzt „Gott rettet“.

„Gott rettet, nicht du, Josef.

Du kannst und Du musst nicht alles machen und können“ – so höre ich das. Und

das ist hilfreich in all dem Druck und in all dem Du sollst und Du musst, das

meine Tage durchzieht.

Und dann höre ich noch etwas,

in dem Satz an Josef: "Du musst nicht alles. Aber Du kannst etwas tun. Du kannst

Maria beistehen und anderen, die dir anvertraut sind.

Lass Dich verwickeln in

etwas, das größer ist als Du. Und mach dann das zu Deiner Sache. Tu, was Du

kannst, und fürchte Dich nicht …“

Einen mutigen Tag wünscht

Ihnen

Ihr Jan-Dirk Döhling aus

Bielefeld.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63587_WDR35240319Doehling.mp3

  • 19.3.2024
  • Jan-Dirk Döhling
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