Guten Morgen.
Es ist kurz nach Weihnachten.
Die Eltern haben ihre dreijährige Tochter mit in die Kirche zum Gottesdienst genommen.
Noch ist die Krippe nicht weggeräumt mit Mutter und Kind, Hirten und Schafen,
Kamelen und Königen. Davor sitzt die Kleine jetzt – guckt und denkt und murmelt
irgendwie mit, wenn die Erwachsenen singen und beten.
Beim Glaubensbekenntnis ist
das anders. Da steht sie wichtig auf ihrem Stuhl und hört zu, wie sich die
Gemeinde in rhythmischen Häppchen durch die Geheimnisse des Glaubens hangelt.
Das geht eine Weile gut, bis
da, wo sich die Leute der Stelle – und an
Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn – der Geburt des
Erlösers nähern, um sich dann zum „gelitten unter Pontius Pilatus“
hinüberzumurmeln. Da aber mitten in die Pause nach dem „geboren von der Jungfrau Maria“ ruft ein sehr lautes Stimmchen ein
durchdringendes: „Und Josef!“ in die
hallige Kirche. Der Pfarrer stockt, die Konfis kichern und die Gemeinde bringt
das Bekenntnis mit Schmunzeln zu Ende.
Mit Josef, dessen Gedenktag
heute am 19. März gefeiert wird, ist es so eine Sache Maler stellen ihn oft als
alten Mann dar. Graumäusig steht er am Rand hinter der schönen und jungen Maria.
Da kannst Du Dir wirklich nicht vorstellen, dass so eine Frau mit dem alten
Mann … sollst Du ja aber auch nicht.
Und es stimmt ja, nicht Josef
hat Gott zur Welt gebracht. Es war
die eine auserwählte Maria. Die Botschaft der Geschichte ist: Niemand von uns
kann Gott zur Welt bringen und die Welt retten. Wie verstörend und wie
entlastend, vielleicht gerade für Männer, die immer noch oft denken, es käme
zuerst und zuletzt auf sie an. Tut es nicht. So wenig wie ich Gott zur Welt
bringe, kann ich ihn übrigens wieder rausschaffen – so wie es Pontius Pilatus
versucht hat, als er Jesus kreuzigen ließ. So hat es wohl seine Richtigkeit,
wenn zwischen Maria und Pilatus kein eigener Platz ist für weitere Personen im
Glaubensbekenntnis. Weder für die Josefs dieser Welt noch für die anderen
Marias. Und doch sagen ja Menschen in christlichen Gottesdiensten oder in
anderen Religionen ihr je eigenes „Ich
glaube“ zu Gottes Geheimnissen. Und meinen manchmal vielleicht auch eher: „Ich
möchte glauben, ich würde es gern …“
Von
Josef lerne ich, dass es mehr nicht braucht. Als er von Marias Schwangerschaft
hört, will er eigentlich fortgehen. Aber
Gottes Engel hält ihn auf. „Fürchte dich nicht!“, sagt er und spricht Josef Mut
zu. „Steh zu dieser Frau und zu diesem Kind!“ Gottes Engel beauftragt Josef
sogar, dem Kind den Namen zu geben: Jesus – das heißt übersetzt „Gott rettet“.
„Gott rettet, nicht du, Josef.
Du kannst und Du musst nicht alles machen und können“ – so höre ich das. Und
das ist hilfreich in all dem Druck und in all dem Du sollst und Du musst, das
meine Tage durchzieht.
Und dann höre ich noch etwas,
in dem Satz an Josef: "Du musst nicht alles. Aber Du kannst etwas tun. Du kannst
Maria beistehen und anderen, die dir anvertraut sind.
Lass Dich verwickeln in
etwas, das größer ist als Du. Und mach dann das zu Deiner Sache. Tu, was Du
kannst, und fürchte Dich nicht …“
Einen mutigen Tag wünscht
Ihnen
Ihr Jan-Dirk Döhling aus
Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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