Gestern
war’s wieder soweit: Equal Pay Day. Viele wissen es: Der Equal Pay Day steht symbolisch für den Tag, bis zu dem
Frauen theoretisch umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar
für ihre Arbeit bezahlt werden. Andres gesagt: Frauen verdienen in Deutschland
18% weniger als Männer. Inzwischen findet der Equal Pay Day in über 20
europäischen Ländern statt. Und je früher er im Jahr ist, desto
kleiner ist die Lohnlücke in der durchschnittlichen Bezahlung von Männern und
Frauen im jeweiligen Land.
In Deutschland bleibt es bereits vier Jahre in
Folge bei den 18 % weniger Gehalt für Frauen. Umgerechnet sind das 66
unbezahlte Arbeitstage gegenüber männlichen Beschäftigten. Und wie jedes Jahr
gibt es Kampagnen, Gespräche und Fachtagungen. Dabei sind die Gründe für den
Gender Pay Gap alle wissenschaftlich ermittelt: Viele
Frauen erlernen Berufe, die geringer bezahlt sind, arbeiten seltener in
Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder Minijobs. Dazu kommt, dass frauentypische
Berufe u.a. im Carebereich weiterhin unterbewertet sind. Es braucht eine gesellschaftliche
Aufwertung von frauendominierten Berufen und eine den Anforderungen gemäße
bessere Bezahlung.
Birte Siemonsen ist Präsidentin
von Business and Professional Women Germany e.V., einem der größten Netzwerke
für Unternehmerinnen und berufstätige Frauen weltweit. Sie hat in einer
Zukunftsvision beschrieben, wie es sein könnte, wenn es endlich gerecht wäre:
Stellen wir uns vor, wir
schreiben das Jahr 2030. Der Gender Pay Gap existiert nicht mehr. Männer und
Frauen verdienen im Schnitt gleich viel. Erwerbsarbeit, Care-Arbeit und
Freizeit sind paritätisch verteilt. Es gibt eine neue Vollzeit mit weniger
Wochenstunden. Frauen arbeiten mehr in der Erwerbsarbeit, dadurch hat sich der Fachkräftemangel
verringert. Unternehmen führen flexible Arbeitszeiten ein, weil sie erkannt
haben, dass sie so Mitarbeitende gewinnen und binden können. Wie schön wäre
das! Noch ist dieses Szenario eine Vision. Deutschland
bildet weiterhin das Schlusslicht im europäischen Vergleich. Und bis wir den Equal Pay Day am 1. Januar feiern können,
gibt es noch einiges zu tun.
„Wenn wir aber auf etwas
hoffen, dass wir noch nicht sehen können, warten wir geduldig, bis es sich
erfüllt“, heißt es an einer Stelle im Römerbrief in der Bibel (Röm 8,24f). Geduldig
warten, bis es sich erfüllt…das ist herausfordernd. „Wie lange noch?“, frage
ich mich. Aber hoffen und daran arbeiten, das sich etwas ändert, will ich trotzdem.
Quellen:
Equal Pay Day
Gender Pay Gap 2023: Frauen verdienten pro Stunde 18%
weniger als Männer – Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth
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