Dankbar

Kirche in WDR2 | 23.03.2024 | 00:00 Uhr

Plötzlich steht Wasser im Keller, dabei hat es gar nicht geregnet. Wo

kommt das her? Ist ein Rohr gebrochen? Dann stellt sich heraus: Das Wasser

kommt aus dem Heizungskeller. Irgendwo ist ein Leck. Der Monteur eröffnet uns

am nächsten Morgen: Der Warmwasserboiler ist defekt. Das Ersatzteil braucht ein

paar Tage, bis es da ist. Schöne Bescherung. Plötzlich haben wir kein warmes

Wasser mehr. Nicht für ein paar Stunden, sondern für ein paar Tage. Und mir

dämmert: morgens, ohne warme Dusche, das wird hart.

Am ersten Morgen gehe ich das offensiv an. Kalte Dusche. Wenn all die

Gesundheitsfanatiker das schaffen, warum nicht auch ich. Um es vorwegzunehmen:

Ich habe es nur einmal gemacht. Wir sind also mal ins Schwimmbad gefahren und

mal haben wir abends bei Freunden vorbeigeschaut. – Und ich denke so: Wie schön

das ist, fließendes warmes Wasser zu haben! Für wie normal ich das halte, wie

selbstverständlich. Aber wehe, wenn es fehlt.

In derselben Woche erzählt eine Freundin in der Nachbarschaft, dass an

der Grundschule in der Nachmittagsbetreuung der eine Erzieher fehlt. Niklas ist

krank, schon seit zwei Wochen. Die Kinder kommen anders nach Hause als sonst.

Klar, die anderen Betreuerinnen und Betreuer sind da, ein paar ältere

Jugendliche helfen mit wie immer, aber irgendwie ist es nicht dasselbe. Und was

ist dann anders? frage ich. Schwer zu sagen. Niklas motiviert die Kinder, er

hat immer Ideen, er sorgt für eine gute Stimmung, sagt unsere Freundin. Am

Montag soll er wieder da sein. – Und ich denke: Das gibt’s wohl auch unter

Menschen. Wenn nur einer fehlt, der sonst immer da ist, ganz

selbstverständlich, dann ist plötzlich alles anders.

Die Erkenntnis der Woche: Nichts ist selbstverständlich. Ich kann dankbar

sein für fließendes warmes Wasser, für alle, die jeden Tag in der Schule

arbeiten, dafür dass ich in der Frühlingssonne spazieren gehen kann ohne jede

Hilfe auf den eigenen Beinen, dafür dass an so vielen Orten andere einfach ihren

Job machen, als wäre das selbstverständlich. Und dass am Montag bei uns der

Elektriker vorbeischaut, weil… aber das ist eine andere Geschichte.

„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan

hat“, so betet jemand in einem Psalm in der Bibel. So will ich auch danken aus

vollem Herzen für die einfachen, ganz normalen Dinge, die sich überhaupt nicht

von selbst verstehen. Danke!

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63585_WDR2240323Reinmuth.mp3

  • 23.3.2024
  • Titus Reinmuth
  • cco pixabay
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