Ja, er hat ein Handy, ja, er
hat gute Kleidung und einen Ausbildungsplatz, eine eigene Wohnung und ein
Tablet. Was er nicht hat, das sind seine Eltern, seine Geschwister, sein
Zuhause. Mahmoud leidet. Das merkt Manuela. Die unterrichtet ihn an der
Berufsschule. Müsste er nicht dankbar sein, hier sein Leben aufbauen zu können?
Eine Flucht nach Deutschland aus Syrien, im Alter von 16 Jahren, Ankommen in
einem reichen, freien Land in dem Frieden herrscht.
Mahmoud ist dankbar und
zutiefst erleichtert, nicht als Soldat in Syrien kämpfen zu müssen, er ist froh
über seinen Ausbildungsplatz und den Frieden. Und gleichzeitig ist der Schmerz
groß, weg zu sein von der Familie. Wie sehr fehlen ihm seine Eltern! Und die
Sorgen sind enorm, was dort drüben jetzt mit den anderen passiert. Der Druck
ist hoch, erfolgreich zu sein, sich zu kümmern, die anderen nachzuholen. Und
das alles in einer fremden Sprache, in einer anderen Kultur. Er muss neue
Freunde finden, die Bomben, die Trennung verarbeiten und hier Fuß fassen,
manchmal auch gegen Anfeindungen und Hass.
Manuela ist froh, dass
Mahmoud hier ist. Sicher und mit einer Zukunft. Seine Liebe zu seiner Familie,
seinem Land und seiner Kultur und gleichzeitig seine Offenheit lassen Manuela
immer wieder nachdenken. Manchmal ist es nur ein Wort, eine kleine Geste, die
Mahmoud wieder lachen lässt. Vor allen Dingen ist es aber das Verständnis und
das Interesse für seine Situation, die seine Augen immer wieder leuchten
lassen.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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