„Manchmal“, sagt Harun,
„trifft einen das Leben hart.“ „Echt jetzt. Ob’s die Liebe ist, die mal wieder
kompliziert wird, die Gesundheit nen fiesen Haken schlägt oder die Kasse so
leer ist, wie der Kühlschrank nach einer WG-Party. Das sind Momente, da brauche
ich einfach jemanden zum Reden.“
„Ja“, sag ich, „dann ruf halt
wen an.“ „Genau“ sagt Harun. „Und was machst Du, wenn niemand kann?“ „Dann halt
nicht.“, sag‘ ich. Aber Harun hat ne bessere Idee: „Wenn‘s richtig Kacke ist
und Du keinen zum Reden hast, dann kannst Du doch immer die Telefonseelsorge
anrufen.“ Davon – muss ich zugeben – hab ich noch nie gehört.
Harun erzählt begeistert
weiter: „Das ist quasi sowas wie Netflix für die Seele – nur dass es hier um
echtes Leben geht. Da sind Leute, die haben 24/7, wirklich jeden Tag des
Jahres, ein offenes Ohr. Und die reden da auch nicht drüber, es bleibt also
alles privat und geheim. Du musst noch nicht mal deinen Namen nennen. Einfach
erzählen und rauslassen, was drückt.“
„Dann ist die
Telefonseelsorge sowas wie ‚Erste Hilfe für die Seele‘“, frage ich?
„Volltreffer“, meint Harun. „Also, nicht, dass ich da jeden Tag aus Langeweile
anrufe oder so, aber ich sag Dir: `N paar Mal, da war’s schon echt übel und da
hat mir der Anruf richtig heftig geholfen. Und die Nummer hab‘ ich inzwischen abgespeichert
– für Seelennotfälle.“
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
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