Ich hab‘ Kekse dabei und
fange an, sie in die leere Schüssel auf Samiras Tisch zu packen. Aber Samira
gibt mir eine andere Schüssel. Und sagt: „Die hier bleibt leer, weil die
nämlich eigentlich schon voll ist. Voll mit Erinnerungen.“ Ich schau sie
fragend an.
„Das leere Gefäß“, sagt sie,
„erinnert mich daran, neugierig und offen zu bleiben. Wenn ich nach Hause
komme, lege ich immer zwei oder drei Erinnerungen vom Tag in diese Schüssel. So
versuche ich, schöne Momente ein bisschen achtsamer zu
erleben.“ „Und dann?“ frage ich, immer noch etwas irritiert … so viel Achtsamkeit im Alltag hatte ich
Samira gar nicht zugetraut.
„Naja, so wie beim Essen in Schüsseln und
Schalen was Nahrhaftes reinkommt, kommt bei mir da etwas Schönes rein.
Erinnerungen, die mir Kraft und Mut geben, wenn ich grade mal nicht so gut
drauf bin.“
Als ich wieder zuhause bin,
kram ich eine kleine Holzschale aus dem Schrank. Ich stelle sie auf meinen
Esstisch. Und versuche als erste Erinnerung Samiras Geschichte hineinzulegen.
Fühlt sich etwas komisch an. Sogar ein wenig albern … aber nach ein paar Tagen
wird’s dann einfacher. Und in einer Welt, die so in Bewegung ist, wo’s überall
Lärm und Hektik und immer Neues gibt, da hilft mir die kleine Holzschüssel ein
wenig die innere Übersicht zu behalten.
Sprecher: Jan
Primke
Redaktion:
Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
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