Schüsselmoment

Kirche in 1Live | 18.03.2024 | 00:00 Uhr

Ich hab‘ Kekse dabei und

fange an, sie in die leere Schüssel auf Samiras Tisch zu packen. Aber Samira

gibt mir eine andere Schüssel. Und sagt: „Die hier bleibt leer, weil die

nämlich eigentlich schon voll ist. Voll mit Erinnerungen.“ Ich schau sie

fragend an.

„Das leere Gefäß“, sagt sie,

„erinnert mich daran, neugierig und offen zu bleiben. Wenn ich nach Hause

komme, lege ich immer zwei oder drei Erinnerungen vom Tag in diese Schüssel. So

versuche ich, schöne Momente ein bisschen achtsamer zu

erleben.“ „Und dann?“ frage ich, immer noch etwas irritiert … so viel Achtsamkeit im Alltag hatte ich

Samira gar nicht zugetraut.

„Naja, so wie beim Essen in Schüsseln und

Schalen was Nahrhaftes reinkommt, kommt bei mir da etwas Schönes rein.

Erinnerungen, die mir Kraft und Mut geben, wenn ich grade mal nicht so gut

drauf bin.“

Als ich wieder zuhause bin,

kram ich eine kleine Holzschale aus dem Schrank. Ich stelle sie auf meinen

Esstisch. Und versuche als erste Erinnerung Samiras Geschichte hineinzulegen.

Fühlt sich etwas komisch an. Sogar ein wenig albern … aber nach ein paar Tagen

wird’s dann einfacher. Und in einer Welt, die so in Bewegung ist, wo’s überall

Lärm und Hektik und immer Neues gibt, da hilft mir die kleine Holzschüssel ein

wenig die innere Übersicht zu behalten.

Sprecher: Jan

Primke

Redaktion:

Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel

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  • 18.3.2024
  • Sebastian Richter
  • cco pixabay
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