
Aktualisierte Wiederholung vom 12.08.19, WDR2
Im
Kindergarten: Mutter und Tochter. Die beiden verabschieden sich.
Ku?sschen hier– Ku?sschen da – winke, winke. Amelie la?uft zu den anderen – zum
Sandkasten. Anna blickt ihr nach. Und kann sich plötzlich nicht mehr vom Fleck
bewegen. Was wenn die Kinder die Sandkuchen gleich essen? Was wenn heute Nacht
jemand in den Sandkasten gekackt hat? Eine Katze, eine Ratte … nicht
auszudenken.
Die
Erzieherin fragt: „Mu?ssen Sie heute gar nicht zur Arbeit?“ „Doch, doch“, sagt
Anna und geht. Sie kommt nicht weit. Was wenn die Kinder jetzt vom Sandkasten
zum Bach laufen. Amelie ist doch erst drei. Was wenn sie reinfa?llt – kommt sie
alleine wieder hoch? Bleiben Kinder nicht einfach unter Wasser? Hat sie doch
gerade erst gelesen. In dieser Zeitschrift. Worauf Eltern im Sommer besonders
achten mu?ssen.
Anna
la?uft zuru?ck, alles gut. Nun schafft sie es tatsächlich bis in`s Auto. Die
Klimaanlage läuft. Der Schweiß trocknet. Sie blickt auf ihr Handy. Verdammt,
denkt sie. Peter hat noch nicht gesimst. Er mu?sste doch schon la?ngst
angekommen sein. – "Siri, Peter anrufen“. Mit jedem Tut steigt der Druck
in ihrem Kopf. Tra?nen kullern u?ber ihre Sommersprossen. Peter ist ihr Mann.
"Angststo?rungen“
– das sind unbegru?ndete A?ngste. Ein U?bermass an Angst. Vor Dingen, vor denen
man sich nicht a?ngstigen muss. Und trotzdem hat man sie – die Angst. Im
Fachjargon heißt das: "Generalisierte Angststo?rung“.
Bei
Anna ist das jetzt ein Jahr her. „Mein Gott, was ich alles geschafft habe“,
sagt sie. „Heute wundere ich mich, warum mein Mann mir sta?ndig simst. Bin gut
angekommen. Komme spa?ter. Soll ich die Dienstreise absagen? Anna lacht. „Ich
fahre sogar wieder Auto“ erzählt sie – „richtig weite Strecken. 50 km und mehr
– bis zu meiner Freundin nach Ko?ln.“
Anna
ist ma?chtig stolz auf sich. Sie hat es geschafft. Auch wenn sie arbeiten geht,
weiß sie, dass sie ankommt. Dass ihr nicht eine Panikattacke dazwischen kommt.
"Gott
hat uns nicht gegeben, den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft, der
Liebe und der Besonnenheit“. Klingt cool. Da muss man aber erstmal hinkommen.
Die Angst loswerden. Den Ungeist. Um frei zu sein – fu?r die anderen Geister:
die Kraft, die Liebe, die Besonnenheit.
Wie
das geht? Anna hat sie bearbeitet, die Ängste– in der Therapie. Jede Woche ist
sie da hin. Und: Sie hat eine Tablette genommen – jeden Tag. Und: Sie hat sich
darauf verlassen, dass Gott sie nicht verla?sst – auch wenn sie von allen guten
Geistern verlassen ist. Anna hat immer gesagt: "Mir kann nichts passieren.
Gott ist bei mir“. Fu?rchte dich nicht“, sagt Gott. Und was ist mit Ihnen?
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