„Wenn Ihr das portugiesische
Saudade-Gefühl mal spüren möchtet, dann geht am besten heute Abend mal zu einem
Fado-Konzert“, sagt Miguel. Miguel ist unser Stadtführer in Lissabon. Von Fado
habe ich schon gehört. Der traditionelle portugiesische Musikstil mit Gitarre,
leidenschaftlichem Gesang und so. Aber was ist denn bitte Saudade?!
Miguel lächelt und erzählt
mir was von Leidenschaft, Liebe und Schmerz.
In einer kleinen Bar in
Lissabons Altstadt sitze ich noch am selben Abend bei einem Fado-Konzert. Dicht
gedrängt zwischen Einheimischen und Touristen. Bei Wein und Käse ist es total
still, wenn die Sängerin zur gezupften Gitarrenmusik singt. Mir dämmert das mit
der Saudade allmählich. Es gibt keine 1:1-Übersezung ins Deutsche. Saudade gilt
als eines der unübersetzbarsten Worte überhaupt.
Miguel meint: „Saudade ist
die Anwesenheit der Abwesenheit. – die Sehnsucht nach jemandem oder etwas, an
den oder an das wir uns liebevoll erinnern.“ Mir fallen die schönen Urlaube,
die ich mit meinen Eltern früher hatte. Die Unbeschwertheit. Das Lachen.
Ich weiß, dass diese Zeit
nicht mehr zurückkommt – und fühle eine Mischung aus Traurigkeit und Liebe, mit
dem bittersüßen Beigeschmack des nie-Wiederkommens – und doch großes Glück und
Hoffnung. Ja, sowas habe ich öfters schon mal gefühlt. Schön, dass ich jetzt
ein Wort dafür kenne: Saudade.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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