Saudade

Kirche in 1Live | 16.03.2023 | 00:00 Uhr

„Wenn Ihr das portugiesische

Saudade-Gefühl mal spüren möchtet, dann geht am besten heute Abend mal zu einem

Fado-Konzert“, sagt Miguel. Miguel ist unser Stadtführer in Lissabon. Von Fado

habe ich schon gehört. Der traditionelle portugiesische Musikstil mit Gitarre,

leidenschaftlichem Gesang und so. Aber was ist denn bitte Saudade?!

Miguel lächelt und erzählt

mir was von Leidenschaft, Liebe und Schmerz.

In einer kleinen Bar in

Lissabons Altstadt sitze ich noch am selben Abend bei einem Fado-Konzert. Dicht

gedrängt zwischen Einheimischen und Touristen. Bei Wein und Käse ist es total

still, wenn die Sängerin zur gezupften Gitarrenmusik singt. Mir dämmert das mit

der Saudade allmählich. Es gibt keine 1:1-Übersezung ins Deutsche. Saudade gilt

als eines der unübersetzbarsten Worte überhaupt.

Miguel meint: „Saudade ist

die Anwesenheit der Abwesenheit. – die Sehnsucht nach jemandem oder etwas, an

den oder an das wir uns liebevoll erinnern.“ Mir fallen die schönen Urlaube,

die ich mit meinen Eltern früher hatte. Die Unbeschwertheit. Das Lachen.

Ich weiß, dass diese Zeit

nicht mehr zurückkommt – und fühle eine Mischung aus Traurigkeit und Liebe, mit

dem bittersüßen Beigeschmack des nie-Wiederkommens – und doch großes Glück und

Hoffnung. Ja, sowas habe ich öfters schon mal gefühlt. Schön, dass ich jetzt

ein Wort dafür kenne: Saudade.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60565_1Live20230316RichterS.mp3

  • 16.3.2023
  • Sebastian Richter
  • © Foto von Ahmed Rizkhaan auf Unsplash
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