Autorin: Der
Sommerurlaub ist vorbei, zumindest für die meisten von uns. Ich bin im Süden
gewesen. Sonne, Meer und Nichtstun. Herrlich! Auf der langen Rückreise in den
Alltag habe ich mich gefragt: Was will
ich gerne machen, was muss ich dringend machen und was kann ich auch einfach
sein lassen? Ich habe quasi gute Vorsätze gefasst, wie andere Leute an
Silvester.
Warum? Weil ich Im Urlaub gemerkt habe, wie erschöpft ich bin.
Corona, der Krieg in der Ukraine, die vielen To-Do-Listen. Private und berufliche
Anforderungen haben ihre Spuren hinterlassen.
Das ist nicht nur mir so gegangen. Viele Leute sind erschöpft,
sagt eine befreundete Psychologin. Manche sprechen auch ganz offen darüber wie
Iris. Sie erzählt von ihrem Burnout. Monatelang konnte sie nicht arbeiten
gehen. Für ein Organisationstalent wie Iris, ist so ein Kontrollverlust ein
schwerer Schock. Sie ist dabei, sich neu zu sortieren.
Oder Marie: Ihre neue Kurzhaarfrisur ist kein modischer Einfall,
sondern das Resultat einer Chemotherapie. Ausgang noch unklar. Trotzig sagt
sie: „Ich habe nichts geändert!“ Deshalb ist sie wie jedes Jahr zum Camping
gefahren.
Normalität kann helfen, aber gar
nichts ändern ist für mich keine Alternative. Keine Sorge, ich bin jetzt nicht
krank. Aber ich spüre, dass ich für mich etwas verändern muss. Klare
Prioritäten setzen, wieder mehr Struktur in den Alltag bringen. Home-Office ist
ja schön und gut, verwischt aber auch die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit
und den vielen Dingen, die zu erledigen sind. Auch im Alltag möchte ich mal
frei haben. Ein ganzes Buch an einem Tag lesen, wie im Urlaub. Auch Sport tut
mir gut. Wenn ich auf dem Tennisplatz dem gelben Ball hinterherrenne, bin ich
ganz im Hier und Jetzt. Und vor allem auch mal nichts tun. Zeitmanagement in alle
Richtungen sozusagen. Und anerkennen, dass eben nicht alles auf einmal geht.
Davon erzählt auch die Bibel
(Prediger 3, 1ff):
Sprecherin: Alles hat
seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Geboren werden hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit;
Umarmen
hat seine Zeit und sich der Umarmung enthalten.
Suchen hat seine Zeit und Verlieren.
Aufbewahren hat seine Zeit und Wegwerfen.
Schweigen hat seine Zeit und auch Reden hat seine Zeit.
Lieben hat seine Zeit und auch Hassen.
Autorin:
Also: Alles hat seine Zeit. Wir müssen sie uns aber auch nehmen
und sicher manches lassen.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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