Ich
find´s super: Seit zwei Monaten steht es da nun.
In
Wuppertal. Ein sinkendes Boot aus Stahl, auf dem Vorplatz eines ehemaligen
Bahnhofes -heute Kulturstätte.
Ein
Gedenkort für alle Menschen, die auf der Flucht über das Mittelmeer ertranken
und – man muss es ja, Gott sei es geklagt, so sagen, ertrinken.
Die
Initiatoren: die „Seebrücke Wuppertal“.
Die
Seebrücke solidarisiert sich mit allen Menschen auf der Flucht, setzt sich für
die Entkriminalisierung der Seenotrettung ein. Und für eine menschenwürdige
Aufnahme der Fliehenden.
Zur
Erinnerung: 2018 musste das Schiff „Lifeline“ tagelang mit 234 geretteten
Flüchtlingen auf hoher See ausharren, weil es nirgendwo (an keinem europäischen
Hafen) anlegen durfte.
Daraufhin
hat sich die Initative „Seebrücke“ gegründet. Die Idee einen Gedenkort zu
schaffen, ist schnell entstanden.
Dann:
Einweihung am 21. Mai. Fünf Tage.
Nur
fünf Tage dauert es, bis die Abkürzung NSU für Nationalsozialistischer
Untergrund den Gedenkort zerkratzt und demoliert. Was für ein Hass!
Was
für ein Hass: Als hätte irgendein Mensch mehr Recht zu leben, als ein anderer.
Zur
Klage Gottes wird in Europa aber so getan als ob. Syrische Flüchtlinge sind an
der polnischen Grenze erfroren, ukrainische werden unkompliziert aufgenommen. Auch
Deutschland unterscheidet in der Praxis sehr wohl zwischen Flüchtling und
Flüchtling.
Als
Christ bin ich überzeugt davon, dass jeder einzelne Mensch ein Ebenbild Gottes
ist.
Als
deutscher Bürger teile ich den Grundsatz der Verfassung, dass die Würde des
Menschen – nicht des Deutschen – des Menschen, unantastbar ist.
Das
Land und Volk der Täter, der systematischen Judenvernichtung, das Land der
Unterscheider zwischen wertvollem und unwertem Leben, sagt im ersten Artikel
seiner Verfassung: Jeder Mensch hat Würde. Weil er Mensch ist.
Unabhängig
von Religion, Geschlecht, Herkunft, unabhängig sogar von seinem Verhalten.
Diese
Würde ist nicht zu verlieren oder zu nehmen.
Ich
glaube: Sie ist Geschenk Gottes, Glanz Gottes.
Sie
hat auch der, der den Gedenkort mit Hassbotschaften zerkratzt, – auch wenn er
sich würdelos verhält.
Der
Gedenkort, das sinkende Boot in Wuppertal, mahnt in einer Welle grüner
Pflanzen.
Es
geht darum, Menschen nicht zu vergessen, weil sie Menschen sind.
Wie
Du und ich. Nicht mehr. Und vor allen Dingen niemals weniger.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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