Snack Attack

Sonntagskirche | 17.03.2024 | 00:00 Uhr

Guten Morgen,

Vor einiger Zeit hab ich

einen kurzen Comic-Film gesehen. „Snack Attack“ heißt er und ist schon einige

Jahre alt.

Der Inhalt ist kurz erzählt:

Eine ältere Dame steht in der

Bahnhofshalle vor einem Automaten mit Keksen und Getränken. Die Kekse da sehen

verlockend aus. Also Portemonnaie raus, Geld einwerfen und dann: Die

Kekspackung bleibt im Automaten stecken. Sie wirft sich mehrfach gegen den

Automaten, und es gelingt ihr, die Kekspackung zu befreien. Zufrieden steckt

sie die Kekse in die Handtasche und macht sich auf den Weg auf den Bahnsteig. Auf

dem Bahnsteig setzt sie sich auf eine Bank, neben ihr ein junger Mann, der

lautstark Musik über seine Kopfhörer hört. Die ältere Dame packt die Zeitung

aus und beginnt zu lesen, während sie liest, greift sie genüsslich nach der

Packung Kekse, die zwischen ihnen auf der Bank steht. Sie ist völlig irritiert,

als auch der junge Mann sich an der Kekspackung bedient, sich einen Keks nimmt

und ihn sich genussvoll in den Mund steckt. Das passt der älteren Dame

natürlich überhaupt nicht. Dieser junge Kerl, der sich an ihren Keksen vergreift.

Da sie durch die Kopfhörer nicht zu ihm durchdringt, blickt sie ihn finster an

und macht ihm klar: Das passt mir ganz und gar nicht! Doch es geht so weiter.

Keks für Keks. Die Situation droht fast zu eskalieren, als der junge Mann den

letzten Keks aus der Packung nimmt. Die ältere Dame ist empört. Wie selbstverständlich bricht der junge Mann den

Keks in der Mitte durch. Er bietet ihr die zweite Hälfte an. Wie bitte: ER

bietet ihr IHRE Kekse an -das wird ja immer doller. Wütend nimmt sie die

Kekshälfte und zerbröselt sie vor den Augen des jungen Mannes. Der Zug kommt. Die

Frau steigt ein. Noch bevor der Zug seine Türen schließt, kommt der Schaffner

und fragt die ältere Dame nach der Fahrkarte. Beim Blick in ihre Handtasche

stellt sie fest: Die Kekse, die sie am Automaten gekauft hat, befinden sich noch

immer ungeöffnet darin. Erschrocken denkt sie: Jetzt hab ich mich die ganze

Zeit an den Keksen des jungen Mannes bedient. Ihr schlechtes Gewissen steht ihr

ins Gesicht geschrieben. Der Zug fährt ab, und sie blickt dem jungen Mann noch

hinterher. Letzte Szene des Films: Der junge Mann steht von der Bank auf, nimmt

die leere Packung Kekse und wirft sie in einen Mülleimer.

Das Leben ist voller Missverständnisse und Vorurteile.

Die alte Dame fühlt sich ganz im Recht und die Tatsache, dass der junge

Mann mit der lauten Musik auf den Ohren sich scheinbar an ihren Keksen

vergreift – das passt einfach gut ins Bild für sie. So stellt sie sich die

junge Generation vor. Rücksichtslos.

Wenn ich mir dieses Missverständnis zwischen den beiden so angucke,

denke ich: Das würde nicht passieren, wenn man sich richtig unterhalten würde.

Wenn Menschen miteinander reden, würde das eine oder andere Missverständnis und

Vorurteil gar nicht erst entstehen.

Vieles nehme ich einfach so

hin, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Wie schnell erwische ich mich

in so einem Selbstbedienungsmodus. Ohne den anderen richtig wahrzunehmen und

mit ihm zu reden. Kleine Missverständnisse passieren und kommen immer wieder

vor. So betrachtet ist dann dieses kleine Versehen der älteren Dame gar nicht

so schlimm. Vielleicht hätten die beiden am Ende gelacht. Meine Oma hätte an

dieser Stelle gesagt: Sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Einen gesegneten Sonntag –

bei Kaffee, Keksen, Kuchen

und Gesprächen!

Quelle:

(zuletzt abgerufen am

21.02.24)

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63462_SK240317Neuhaus.mp3

  • 17.3.2024
  • Mark Neuhaus
  • © Foto von Estera auf Unsplash
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