Also wissen Sie, sagt sie,
ich schau mir schon lange keine Nachrichten mehr an. Ich halt das einfach nicht
aus. Erst Corona, dann der Krieg. Die Klimakatastrophe. Um die zu verhindern,
soll ich mehr Geld ausgeben. Das habe ich aber nicht, weil ja gleichzeitig auch
Inflation ist. Nur noch Katastrophen. Ich will davon nichts mehr wissen. Sagt
sie. Ich lebe jetzt nur noch vor mich hin. Und wenn die Welt dann irgendwann
wirklich untergeht, dann werde ich das schon mitkriegen. Und weg ist sie. Ich
stehe da und denke: Das kann man doch nicht machen! Man kann doch nicht einfach
die Probleme ignorieren. Obwohl, unter uns: Irgendwie verstehe ich sie sogar.
Wo man sich umschaut: Überall Katastrophen. Jede Schlagzeile ein Skandal.
Irgendwann dreht sich einem einfach der Kopf vor lauter schlechten Nachrichten.
Wie soll man da nicht verzweifeln? Oder eben einfach alles ignorieren? Wie
haben die Leute das denn früher gemacht? Katastrophen gibt es schließlich schon
immer. Ich denke an die Offenbarung des Johannes. Das letzte Buch der Bibel.
Als das geschrieben wurde, war auch „Katastrophe“: Die Christen wurden
verfolgt. Mussten immer damit rechnen, verraten, eingesperrt, umgebracht zu
werden. Wenn da einer ein Buch schreibt, muss das doch ein ziemlich
verzweifeltes Werk sein. Sollte man denken. Aber wenn man reinschaut: Überall
Sätze voller Hoffnung und Dankbarkeit. Zum Beispiel: „Groß und wunderbar sind
deine Werke, Herr, du allmächtiger Gott!“ (Offb 15,3) Wie kann man so etwas sagen,
wenn einem das Wasser bis zum Hals steht? Ich glaube, die Leute damals haben
etwas gewusst, was wir heute vielleicht manchmal vergessen. Nämlich, dass es
gut ist, sich immer wieder selbst daran zu erinnern, was schön ist am Leben. Und
wertvoll. Und dieses Gute dankbar im Herzen zu bewahren. Damit einen das
Schlechte nicht komplett überwältigt. Ich versuch’s mal: Ich liebe meine
Familie. Und wenn wir zusammen sind, bin ich wirklich glücklich. Ich liebe es,
wenn die Sonne scheint. Ich mag Spaziergänge. Danke, dass ich das alles erleben
darf! Ich merke: Es funktioniert. Je mehr ich mich an die schönen Dinge
erinnere, desto weniger Platz haben die Sorgen in mir. Ich muss gar nicht den
Kopf in den Sand stecken und das Schlechte ignorieren, um die Welt ertragen zu
können. Stattdessen: Das Schöne in den Blick nehmen. Dankbar sein. Und den, der
das möglich macht. Und aus dieser Dankbarkeit die Kraft ziehen, voller Hoffnung
gegen große und kleine Katastrophen des Lebens anzugehen. Es ist eine alte
Methode, aber ich meine, das funktioniert heute auch noch.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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